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Reinmar von Brennenberg auf CD:

Binkley
THOMAS BINKLEYS STUDIO FÜR FRÜHE MUSIK: Troubadours, Trouvères Minstrels
- Die umfangreiche Doppel-CD mit einem kompletten Überblick über die Entwicklung des Minnesangs enthält auch drei Strophen in des Brennenbergers Hofton, wie er in der Kolmarer Liederhandschrift überliefert ist. Es sind die Strophen "Wol mich des tages", "Die ich uz al der werlt" und die Totenklage für die verstorbenen Minnesänger.

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BUCHTIPP: Frank Wunderlich "Wol mich des tages", Notenbuch

Brennenberg Liederbuch Wunderlich
Frank Wunderlich nimmt in diesem Notenbuch aus dem Verlag der Spielleute Reinmars überlieferte Melodie und kombiniert sie mit 13 seiner Texte.. Wunderlich legt Transkriptionen all diese Strophen in moderner Notation mit Akkorden vor. Die Übertragung wirkt schlüssig und dem Sprachduktus angemessen, allerdings könnte die stets gleiche Rhythmisierung beim Liedvortrag zu Monotonie führen. Trotz des eher meditativen Charakters der Musik sollte man hier den Mut haben, an der einen oder anderen Stelle aus dem Schema auszubrechen und im Vortrag zu variieren. Der mittelalterlichen Originalmelodie folgen vier Minnelieder in Wunderlichs Vertonungen, die  wunderbar den Zeitcharakter treffen, und ein wenig vom Personalstil des Brennenberger Tones beeinflusst sind. 
REINMAR VON BRENNENBERG
von Dr. Lothar Jahn

Ist Reinmar von Brennenberg einer der typischen Kulturpessimisten, die uns in jeder Generation mit leicht verändertem Antlitz wiederbegegnen? Ihr Credo: „Früher war alles besser, die Jugend kriegt nichts Vernünftiges mehr gebacken, ach, die gute alte Zeit....“ Jedenfalls fasst die unter Reinmars Namen überlieferte Totenklage für die Großen des Minnesangs diese alte Idee in neue Worte: Johannsdorf, von Rugge, „Der Alte“ Reinmar, Walther und natürlich Friedrich von Hausen – wie schade, dass die alle sterben mussten! Wer von den heutigen Sängern könnte denen das Wasser reichen?

Einer vielleicht konnte das schon, so mag der Verfasser gedacht, es aber aus Bescheidenheit nicht ausgesprochen haben: Der Brennenberger selber! Er jedenfalls war ganz darauf bedacht, in die Fußstapfen der großen Alten zu treten.

Von den insgesamt fünf Tönen, die wir von ihm aus der Manessischen Handschrift kennen, ist leider nur eine einzige Melodie überliefert – und auch die wurde sehr spät notiert: Sie findet sich in der um 1460 zusammengetragenen Kolmarer Liederhandschrift. Diese herrliche Melodie gehört allerdings zu den erstaunlichsten Tonkunstwerken der einstimmigen Mittelaltermusik. Ein ausgedehnter Bogen zieht sich über die gesamte Strophe. Die Kanzone mit zwei gleichartigen Stollen und einem Abgesang, auf der fast alle Minne-Melodien basieren, bildet hier zwar das Grundgerüst, wird aber auf besonders originelle Weise verarbeitet, denn der zweite Teil variiert den ruhig-besinnlichen Anfang, spinnt die Melodik der relativ langen Zeile langsam fort, lässt die Spannung steigen, bis zum originellen, unerwarteten Abschluss. Insgesamt 12 Strophen in der Manesse sind auf diesen Ton (auch des Brennenbergers "Hofton" genannt) zu singen.  Darunter auch die erwähnte Totenklage:

Wa sint nu alle die von minnen sungen e?
si sint meist tot, die al der werlde frôide kunden machen.
Von Sante Gallen friunt, din scheiden tuot mit we:
du riuwes mich, dins schimpfes manger kunde wol gelachen.
Reinmar, dins sanges manger gert.
ich muoz dich klagen und minen meister von der Vogelweide.
Von Niuwenburc ein herre wert
und ouch von Rucke Heinrich sungen woi von minnen beide.
Von Johansdorf und ouch von Husen Friderich
di sungen wol; mit sange waren hovelich
Walther von Metz, Rubin und einer hiez Wahsmuot.
Von Guotenburc Uolrich, der liute
vil din singen duhte guot.

Wo sind nur alle, die von Minne sangen, hin?
Gestorben sind die, die der Welt einst soviel Freude brachten.
Du von Sankt Gallen, dem ich Freund geworden bin,
Ich denk an dich, weiß Gott, wir sangen,
schimpften, fluchten, lachten.
Reinmar, dein Sang ist’s, der uns fehlt,
Ich klag um dich und meinen Meister von der Vogelweide!
Was Herr von Neuenburg erzählt,
Das gab uns Kraft! Heinrich von Rugge sang vom Herzeleide.
Von Johannsdorf und auch von Hausens Friederich,
Die trafen stets den Ton, die Herren preise ich!
Walter von Metz, Rubin, vergesst mir nicht Wachsmut
Und auch Ulrich von Gutenburg -
heut’ singt uns keiner mehr so gut!

Reinmars Kulturpessimismus lässt sich durchaus auch zu Walther von der Vogelweide zurückverfolgen, der in dem Klagelied als „mein Meister“ bezeichnet wird: Dessen Alterselegie, in der er die Jämmerlichkeit der Jugend beklagt, trägt ebensolch gallebitteren Züge wie die Anti-Neidhart-Polemik „Owê hovellichez singen“, in der er die neuen Sänger zu den Bauern jagen möchte. Folgerichtig fehlen in Brennenbergers Lobeshymne auf die Alten auch Neidhart, der Tannhäuser und andere Parodisten des Hohen Sangs.

Des Brennenbergers Lieder, die in der Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden sind, sind deshalb auch fast schon restaurativ zu nennen. Natureingang, Frauenpreis, Minneklage – alles wie in frühen Tagen! Bei seine, gern gesungenen Frauenpreis „Wol mich des tages“ stand Walther Pate („Wol mich der stunde“). Bei der Minneklage „Die ich ûz al der werlt zu frouwen habe erkorn“ ist sie wieder da, die ungnädige Dame der Vor-Walther-Ära, die in ihrer Ehre unangreifbar und ihrer Anmut unerreicht ist, aber den Sänger selbst mit Hass und Verachtung straft, die „vil reine süeze senfte morderin“.

Die Preisung der verblichenen Sänger, die der eigenständigste Beitrag in der Überlieferung unter seinem Namen ist, findet sich wie die Melodie selbst erst in der Kolmarer Handschrift, deshalb wurde ihre Echtheit von Alt-Germanisten gerne in Frage gestellt. Allerdings deutet die Zusammenstellung der gepriesenen Sänger, die sich deutlich von den später gerne vorgestellten Ahnenreihen der Meistersänger unterscheidet, doch deutlich auf eine Entstehung zur Reinmars Lebenszeit hin. Und die gepriesenen Sänger vertreten in der Tat genau die Linie, in deren Tradition der Brennenberger seine eigenes Schaffen gestellt hatte.

Ähnlich wie der Tannhäuser wurde der Brennenberger in späteren Jahren zum Balladen-Stoff: Im 16. Jahrhundert erzählte man sich die „Bremberger Ballade“, in der die Geliebte zum Ende des Sängers Herz in schwarzem Pfeffer zu Essen bekommt. Ihr gelingt der Verzehr nur mit einem Schluck kühlen Weines, anschließend stirbt auch sie. Der Ursprung der Ballade könnte ein Mord an Reinmar sein, auf den auch die Miniatur in der Manesse (s.o.) anspielt. Allerdings wurde der Mord an Reinmar III. von Brennenberg begangen (1276), den man wegen des Bildes in früheren Zeiten mit dem Minnesänger gleichsetzte. Die Forschung heute hält eher dessen Vater Reinmar II. für den 
Sänger. Dazu auch der folgende Text von Frank Wunderlich:

Neues aus dem Hause des Minnesängers ‚Reinmar von Brennenberg’?
von Frank S. Wunderlich

Eine Melodie ging durch die Welt oder besser gesagt: durch die Jahrhunderte. Ein außergewöhnlicher Ton, der sogenannte „Brannenberger“ oder „Bremberger“ Ton, dessen Melodie in der Kolmarer Liederhandschrift (t) fol. 672 und in einigen weiteren Quellen aufgezeichnet ist. Dieser Ton ist im Notenheft „Wol mich des tages do mir alrest ist worden kunt“  - Die Lieder des Minnesängers Reinmar von Brennenberg zu finden.
Wer der Urheber aus dem Hause von Brennenberg dieses Tons ist, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Vermutlich könnte es Reinmar II. von Brennenberg sein. Das Besondere an diesem Ton ist, dass ihn eine große prunkvolle Form eines Spruchtons auszeichnet.
Sicher ist, dass er noch zu den Lebzeiten des Minnesängers, insofern es sich um Reinmar II. handelt, von Burchard von Wengen bereits zu einer Neudichtung aufgegriffen wurde.
Dieses Melodiemodell diente bis weit in das 16. Jahrhundert bei vielen weiteren Autoren als melodische Grundlage ihrer Dichtung. Bis dahin sind mindestens 45 Gesänge nachweisbar.
Auffällig ist, neben den deutschsprachigen Werken, befinden sich darunter auch zwei lateinische Dichtungen im Brennenberger Ton. Eine befindet sich im Codes 314 (um 1370) des Klosters Engelberg in der Schweiz: Eine Vater-Sohn-Lehre. Die andere Dichtung in zwei Handschriften aus dem Stift Vorau im Codex 401 und in der Staatsbibliothek München (clm 18921), welche beide aus dem 14. Jh. stammen. Sie sind neumiert, allerdings in einer sehr späten Form der Neumierung, die schon den Verfall dieser Aufzeichnungsform eindeutig aufweist.
Dieser Gesang ist eine überschwängliche Marienlobpreisung mit zahlreichen Apostrophierungen in drei (Cod. 401) bzw. vier Strophen (clm 18921).  Mich leitete die Frage, wer der Schöpfer oder der Impulsgeber dieser Dichtung in diesem besonderen Ton sein mag? Der Verfasser ist uns unbekannt. Aber der Auftraggeber dieses Werkes könnte aus dem Geschlecht der Brennenberger stammen. Wer würde diese Melodie wohl zu einem besonderen Anlaß wählen können? Ich denke da an Reinmar IV. von Brennenberg, dem Enkel des Reinmar II. von Brennenberg.  
Reinmar II. wird als Verfasser dieses Tons vermutet, er starb 1271, vier Söhne überlebten ihn: Wirnto III., Reinmar III., Ruland und Bruno von Brennenberg. Reinmar III. ist nach 1272 sein Nachfolger und wird um 1276 bei einer Fehde mit mehreren Gefolgsleuten von Regensburger Bürgern ermordet. Die Kenntnis über dieses Ereignis inspirierte übrigens den Maler zum Bildnis der Manessischen Liederhandschrift, welches dem Liedcorpus des Dichters vorangestellt ist. Sein gewaltsamer Tod lebt als Bremberger-Sage in zahlreichen Liedern (Balladen) bis in das 16. Jahrhundert fort. Ihm folgte sein Bruder Bruno von Brennenberg. Dessen Sohn Reinmar IV. wurde etwa um 1280 geboren, ist ab 1295 urkundlich bezeugt und lebte bis 1326.
Reimar IV. stiftete um 1317/1320 ein Kloster in der Nähe des Ortes Brennberg. Der Bischof von Regensburg bestätigte 1324 die Stiftung. Er bestimmte, dass die dort wohnhaften Mönche nach der Benediktsregel leben sollten. Bei der Weihe der ersten Kirche 1325 wurde die Gottesmutter Maria zur Patronin des Klosters bestimmt, das fortan den Namen „Marienzell“ oder „Unserer Lieben Frauen Zell“ trug (später „Frauenzell“ genannt). Zu diesem Anlaß könnte der Mariengesang im Brennenberger Ton entstanden sein. Übrigens ist Reinmar IV. auch auf einem Steinrelief am Kirchenportal dargestellt.

Hier sei nun die erste Strophe des Gesangs vorgestellt und die deutsche Übersetzung:

1. Imperatrix angelorum eximia,
Tu me dignare
Te laudare,
Dulcis virgo Maria,
Gabrielis affatu,
virgo regia,
Dum salutaris,
Deum paris,
Christi mater pia.

2. Tu lux coelestis curiae,

Speculum innocentiae,
Munditiae exemplum,
Tu plenitudo gratiae,
Tu celsitudo gloriae,
Tu caritatis templum.

3. Imperialis aula,

summus thalamus,
Quem pietatis
irroravit balsamus,
Tu lex, tu vera
legis expositio,
Tu testamenti series,
Tu prophetarum provisio.

1. Außerordentlich vortreffliche Herrscherin der Engel,
mache mich der Ehre würdig,
dich zu loben,
süße Jungfrau Maria,
durch das Anreden Gabriels,
königliche Jungfrau,
während du gegrüßt wirst,
du bringst Gott hervor,
fromme Mutter Christi.

2. Du Licht des himmlischen Saales,

Abbild der Unschuld,
Beispiel der Reinheit,
du Fülle der Gnade,
du Höhe an Herrlichkeit,
du Tempel der Liebe.

3. Königs-Hof,

höchstes Brautbett,
den der Balsam
der Frömmigkeit benetzt hat,
Du Gesetz, wahre
Darlegung des Gesetzes,
du Abfolge des Testaments,
du Vorsehung der Propheten.

Übersetzung: Dr. Harald Rimbach
 

Reinamr von Brennenberg
Reinmar von Brennenberg, Miniatur aus der Manessischen Liederhandschrift

Lebensdaten:
Reinmar von Brennenberg entstammt einem oberpfälzischen Geschlecht, das sich nach der Burg Brennberg (etwa 20 km östlich von Regensburg gelegen) nannte. Die Brennenberger waren Ministeriale des Bischofs von Regensburg. Welcher der insgesamt vier Namensträger der Minnesänger war, ist aber nicht hinreichend belegt. Reinmar I. und sein Sohn Reinmar der zweite sind in der Zeit zwischen 1224 bis 1236 urkundlich bezeugt. Reimar der I. starb 1238, sein Sohn Reinmar II. starb um 1271. Er gilt heute als Verfasser der Lieder. Vier Söhne überlebten ihn: Wirnto III., Reinmar III., Ruland und Bruno von Brennenberg. Reinmar III. wird um 1276 bei einer Fehde mit mehreren Gefolgsleuten von Regensburgern Bürgern ermordet. Die Kenntnis über dieses Ereignis inspirierte den Gestalter der Miniatur der Manessischen Liederhandschrift. Der Mord gilt als Ausgangspunkt der "Bremberger-Ballade", die im 16. Jahrhundert vielfach belegt ist.

Überliefertes Notenmaterial:
- Hofton (entspricht Ton IV der Manessischen Handschrift) in der Kolmarer Liederhandschrift

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LIEDBEISPIEL VON REINMAR

Die ich uz al der werlt zu frouwen habe erkorn
ze hohen fröiden mir, ze trost zu wunne und ouch zu heile,
Diu hat an mich gewant ir haz und ouch ir zorn.
ich muoz verderben, wirt mir niht ir werder gruoz zu teile.
Si reine, bezzer danne guot,
si sundertrut, si mannes zart, si krone ab allen frouwen,
waz si mir eine leides tuot
und nieman mer! den sunderwandel mac man an ir schouwen.
Ja si vil reine süeze senfte morderin,
min herze ist doch bi ir, swa ich dar lande bin.
ir zuht ir ere ir lob ich ie zem besten maz,
swie selten sie gedenke an mich,
in triuwen ich ir nie vergaz. 

Die ich aus all den Frau'n zur Herrin hab’ erkor’n
Zur höchsten Freude mir, zum Trost, zur Wonne und zum Heile,
Die zeigt mir heute ihren Hass und ihren Zorn,
Ich muss verderben, wird mir nicht ihr lieber Blick zuteile.
Die Edle, besser noch als gut,
Die ihres Mannes Glück ist, diese Krone aller Frauen,
Und die mir trotzdem Böses tut,
Nur mir allein, sonst kann man stets auf ihre Güte bauen:
Ja, diese reine süße, sanfte Mörderin,
Mein Herz ist stets bei ihr, wo immer ich auch bin.
Mein allerhöchstes Glück wär' doch ein Lob nur durch sie.
Und denkt sie auch nicht oft an mich,
ich weiß wohl, ich vergess sie nie!!

Originale: Reinmar von Brennenberg, Manessische/Kolmarer Liederhandschrift
Nachdichtung: Lothar Jahn 2002

Reimar

Neugestaltung der Reinmar-Miniatur mit dem Wappen der Gemeinde Brennberg

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