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Dr. Lothar Jahn
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Falkensteiner Minneturnier 2025
DIE KANDIDATEN IM GESPRÄCH 
Interviews zum Falkensteiner Minneturnier

Frank WunderlichWir stellen nach und nach die Mitwirkenden des 17. Falkensteiner Minneturniers im Interview vor. Wir fangen an mit Frank Wunderlich aus dem Odenwald.

Du bist der Veteran beim Falkensteiner Minneturnier, warst schon 2006 dabei und hast 2007 gewonnen. Ist es schon eine zweite Heimat für dich?
Nun, ich bin schon 20 Jahre mit dabei. In Falkenstein in Bayern fand 2005 der erste Minnesängerwettstreit statt. Falkenstein im Harz habe ich allerdings auch ins Herz geschlossen. Zweite Heimat kingt sehr hoch, allerdings mag ich mittlerweile diesen Platz ganz besonders.
 
Was schätzt du besonders an Wizlaw?
Seine Vielfalt an Themen, die er in seinen Liedern aufgreift. Liebeslieder, Frühlinglieder, Herbstlieder und die breite Palette an Sangsprüchen usw.

Wann ist er dir das erste Mal begegnet?
Auf einer alten LP, das Herbstlied (Loibere risen). Das hat mich besonders berührt.
 
Welche Lieder wirst du darbieten, was bedeuten sie für dich persönlich? Wie findest du den Zugang dazu?
Ein Mailied und den Rätselspruch. Andere Lieder, die ich gerne hätte singen wollen, diese waren leider schon anderweitig vergeben. Aber das Mailied finde ich sehr schön, besonders in der Interpretation vom Musiktheater Dingo. Daran orientiere ich mich und finde zunehmend
Gefallen daran. Aus der Spruchreihe hatte ich schon das Marienlied gesungen (O Maria, din sueze vruht). Das Rätsellied aus der Spruchreihe ist aber auch eine spannende und zugleich knifflige Angelegenheit.
 
Du gibst auch Notenbücher heraus. Unter welchen Gesichtspunkten suchst du dir die Komponisten und Dichter der Werke aus, die du bearbeitest?
Ja, Notenbücher gibt es, mittlerweile sind es vier. Zwei liegen noch in der Schublade: einen zweiten Teil des Schedelschen Liederbuches und die Sequenzen des Notkers I. von St. Gallen. Eher ist das dem Zufall geschuldet, was an Notenbücher entstanden ist. Der Erstling ist das Werk
des Minnesängers Rudolf von Obernburg. Ich dachte zunächst, er stammt  aus der benachbarten Stadt in meiner Nähe. Allerdings ist er ein Minnesänger aus dem Emmental in der Schweiz. Ich mag seine Texte. Reinmar von Brennenberg kenne ich auch seit langem von einer alten LP.
2005 waren wir in Falkenstein in Bayern und die benachbarte Burg in  unmittelbarer Nähe liegt nicht weit davon entfernt im heutigen Brennberg. Da ich ein von ihm dort im Turnier vorgetragen habe, ist er mir näher gekommen und ich habe seitdem mich mit seinem Liedgut  beschäftigt. Und dritte das Buch mit Liedern der Mechthild von Magdeburg - der Minnesängerin Gottes - kam zustande im Rahmen meines Aufbaustudiums im Fach Pastoralpsychologie.

Welche Erwartungen und Hoffnungen hast du in bezug aufs Minneturnier?
Erwartungen zu haben und Vorstellungen, da bin ich in der Regel vorsichtig. Aber einen Wunsch darf ich äußern: Möge das Minnetunier weiterhin bestand haben. Vor allem mit jüngeren Menschen, denn ich bin schon ein alter Knochen, denn vor 20 Jahren habe ich damit begonnen und es reicht so langsam.


 
Sebastian SackSebastian Sack aus Greifswald ist der zweite Kandidat, den wir im Interview vorstellen.

Du kommst vom Ostseestrand in den Harz gereist. Ist der Wizlaw dort immer noch eine feste Größe?
Leider erhält Wizlaw nach meiner Wahrnehmung nicht die Würdigung, die er verdient hätte. Deswegen war es auch mein Wunsch an diesem Turnier teilzunehmen, da ich es als eine schöne Würdigung empfinde.

Wie hast du ihn entdeckt?
Ich kenne Wizlaw schon etwas länger. Vor vielen Jahren bin ich selbst noch als Minnesänger und Spielmann von Mittelalterveranstaltung zu Mittelalterveranstaltung gereist und dabei haben auch ein/zwei Musikstücke von Wizlaw zu meinem Repertoire gehört..

Was schätzt du besonders an Wizlaws Liedern?
Ich schätze seine Beobachtungsgabe zu den Menschen und zur Natur. Dies spiegelt sich in seinen Texten wider.

Welche Lieder wirst du darbieten, was bedeuten sie für dich persönlich? Wie findest du den Zugang dazu?
Ich werde „Der walt unde anger“ und „Diu erde ist entslozzen“ darbieten. Ich bin ein Naturmensch und deshalb haben mich diese beiden Lieder besonders angesprochen. Kurz gesagt: Der Frühling und die Liebe – was gibt es Schöneres?

Warst du schon im Harz? Was gefällt dir hier besonders?
Ich bin doch recht regelmäßig im Harz und genieße hier die Berge, die Natur und auch die Kultur. Mir gefällt besonders das Selketal.


Welche Erwartungen und Hoffnungen hast du in Bezug aufs Minneturnier?
Musik ist für mich eine Herzensangelegenheit und dieses Minneturnier ist etwas für das Herz und die Seele. Ich freue mich sehr darüber, dass die Jury mich ausgewählt hat. Es ist für mich so eine Zeitreise zu den Anfängen meines historischen musikalischen Tuns. Zum Thema Hoffnung: Hoffentlich passen mir meine mittelalterlichen Gewänder von „Damals“ noch. Erwartungen und Hoffnungen habe ich in der Form nicht. Das ist nicht meine Art. Dies Minneturnier wird eine weitere Erfahrung in meinem Leben, mit neuen Menschen und neuen Erlebnissen. Ich wünsche uns allen, dass es einfach schön und erfüllend wird!

Die Interviews führte Dr. Lothar Jahn.
Foto: Archiv www.minnesang.com

 
Lothar Jahn
 
NACH DER SEHNENDEN KLAGE WILL ICH SINGEN
Dr. Lothar Jahn zum Minnesänger Wizlaw

Auf der Suche nach Melodien des deutschen Minnesangs, die sehr rar gesät sind, stieß ich Anfang der Zweitausender Jahre in der Jenaer Liederhandschrift auf das wunderbare Werk des Sängers Wizlaw, der mit 14 Minneliedern und 13 Sangsprüchen überliefert ist.

Bekannt bis heute ist vor allem das Herbstlied "Loybere risen", der "Smash Hit des 13. Jahrhunderts", wie Prof. Holznagel von der Universität Rostock humorvoll konstatiert. Selbst der italienische Popstar Angelo Branduardi hatte das Stück im Reperoire. Ich war sehr überrascht von der lyrischen Qualität der Texte und der Formenvielfalt der Melodien, die vom pentatonischen Lied mit großem Ambitus über eingängige Frühlingslieder bis hin zum Tagelied im altfranzösischen Stil und höchst artifiziellen melismatischem Gesang reicht. Da man die Entstehungszeit dieser Lieder aber erst um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert ansetzt, werden diese Melodien von Minnesang-Puristen meist einfach übergangen. Das ist traurig und ignorant!

In der Forschung umstritten ist bis heute, ob der Sänger Wizlaw mit dem Fürsten Wizlaw III. identisch ist, der von 1265 - 1325 gelebt hat. Sein Vater, der das Fürstentum sehr lang regierte, überantwortete es im Jahr 1302 seinen beiden Söhnen Sambor und Wizlaw gemeinsam. Nach Sambors Tod 1304 bis zu seinem Lebensende regierte Wizlaw allein, eine von vielen kriegerischen Auseinandersetzungen geprägte, unruhige Zeit, die auch von Zwistigkeiten mit den immer selbstbewussteren aufstrebenden Städten (vor allem Stralsund) geprägt war.

Für die Identität spricht, das Wizlaw sich selbst in einem Lied als "Wizlaw, der Junge" bezeichnet, eine Bezeichnung die der Minnesänger Frauenlob in einem Lobpreis für Wizlaw III. benutzte, da sein Vater ja den selben Namen trug. Auch die Bekanntschaft des Rügenfürsten mit einem Herrn von Holstein, dem nun wiederum der Sänger Wizlaw einen Lobpreis-Spruch zukommen ließ, spricht für die Identität. Auch die Entstehungszeit und das niederdeutsche sprachliche Idiom passen!
Auf der anderen Seite sind die für fahrende Sänger typische Beschwörung der fürstlichen Großzügigkeit ("milte"), aber mehr noch die bei dichtenden Fürsten völlig ungewöhnliche dichterische und kompositorische Originalität und Kunstfertigkeit Argumente gegen eine Gleichsetzung der beiden Wizlaws. Der 700. Todestag von Wizlaw III. in diesem Jahr hat gleichwohl den erfreulichen Nebeneffekt, dass Wizlaws Lieder und Texte in diesem Jahr die Beachtung finden, die man ihnen sonst nicht zukommen lässt.

Wir wollen mit dem 17. Minneturnier daran anknüpfen. In meiner Rahmenhandlung setzen ich, die skeptischen Historiker mögen das verzeihen, aus dramaturgischen Gründen die Identität der beiden Wizlaws voraus. Allen, die durch Förderung oder Mitwirkung das Minneturnier unterstützen, gilt mein höchster Dank!

>> Dr. Lothar Jahn hat das Minneturnier entwickelt und ist von Anfang an Künstlerischer Leiter. Er ist auch Autor des Singspiels "Wizlaw, der Verführer" vom Musiktheater Dingo.


>> Mehr zum aktuellen Minneturnier hier.
>> Mehr zu Wizlaw hier.
 




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