Am
19. März 2010 starb einer der kreativsten Köpfe der
deutschen
Musiksezne: Frank Wulff, geboren 1952 in Hamburg, war als
Multi-Instrumentalist und Komponist das musikalische Rückgrat
der
von ihm 1970 mitgegründeten Gruppe Ougenweide, die in den
folgenden Jahren das Genre Mittelalter-Rock erfand. Er schrieb unter
vielen anderen die beiden bekanntesten Stücke der Gruppe:
"Ouwe"
nach der berühmten Altersklage aus der Feder von Walther von
der
Vogelweide ("Oh weh, wo sind verschwunden alle meine Jahr") und die
"Merseburger Zaubersprüche". Beide Stücke
gehören heute
zum Standard-Repertoire vieler Mittelaltermusiker, die oft gar nicht
wissen, dass die Musik nicht überliefert ist, sondern aus den
Siebziger Jahren stammt. Frank Wulff war ein wenig stolz darauf, dass
er damit zwei "Lagerfeuerklassiker" komponiert hatte.
Seit dem
Auseinanderbrechen der Originalbesetzung von Ougenweide 1985 arbeitete
Frank Wulff, Künstlername "Frank Wulff Raven", zusammen mit
seinem
Bruder Stefan als Komponist von Film- und Theatermusik im Hamburger
"Ougenweide O'Ton Studio".
Als Theatermusiker produzierte er am Schauspielhaus Hamburg 1987 die
Musik für "Reineke Fuchs" unter der Regie von Michael
Bogdanov,
1990 arbeitete er zusammen mit Tom Waits für Robert Wilsons
Musical "The Black Rider" und 1995 und 1997 mit Lou Reed für
"Time
Rocker" uns "POEtry" am Hamburger Thalia Theater. Er arbeite auch
für das Staatsschauspiel Hannover, das Theater Basel und das
Schauspiel Frankfurt.
Das Spektrum in der Filmmusik reichte von Serien wie "Tatort", "Zwei Bründer" und "Nachtschicht" bis hin zu Kinofilmen wie "Kanak Attack", "Schattenboxer" und "Bunte Hunde". Als Studio- und Bühnenmusiker arbeitete er u.a. mit der Folklegende Pentangle und ihrem Frontman Bert Jansch, mit Neil Landon, Achim Reichel und der sizilianischen Sängerin Etta Scollo zusammen.
Frank Wulff
spielte
Flöten und Holzblasinstrumente aller Art, Gitarren, Mandoline,
Bouzouki, Drehleier, Fidel, dazu unzählige historische und
exotische Instrumente, die er von diversen Reisen aus vielen
Ländern mitgebracht hatte. Gerade hatten Ougenweide,
die in
neuer Besetzung seit einigen Jahren wieder sporadisch auftraten, das
erste Studio-Album seit 15 Jahren fertiggestellt: Das besinnliche
"Herzsprung", bei dem Frank Wulff als Komponist und Instrumentalist die
Hauptrolle spielte, wurde nun zum Vermächtnis eines
großen
Musikers.
"Er war einer der großartigsten Musiker und offensten
Menschen,
die mir in meinem Leben begegnet sind," erinnert sich Dr.
Lothar
Jahn von www.minnesang.com. Das Ougenweide-Album "Herzsprung"
stellte Frank Wulff
unter das Motto "Das Leben ist schön". Er selbst hat
mit
seiner Musik maßgeblich dazu beigetragen!
>> Plattenkritik des neuen
Ougenweide-Albums "Herzsprung", CD des Jahres 2011 bei www.minnesang.com