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Frauenlob Manesse-Bild

Minnesang.com
Dr. Lothar Jahn
Guderoder Weg 6
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Andere Vertonungen des Hildebrandsliedes
auf CD:

Kummer CD
EBERHARD KUMMER: Hildebrandslied
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Das alte und neue Hildebrandslied in einer historisch informierten Rekonstruktion auf CD durch den Altmeister der mittelalterlichen Epik-Interpretation: spannungsreich und eindrucksvoll! (lj)
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Kummer CD
DUIVELSPACK: Mythos Hildebrandslied
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Keiner, 
 der die Mittelaltermärkte in Deutschland bereist, ist ihnen noch nicht begegnet: Die Rede ist von den Detmolder Spielleuten Duivelspack, bekannt für freches Mundwerk, schönen dreistimmigen Satzgesang und einen mehr als freimütigen Umgang mit der Tradition. Und nun das: ein „musikarchäologisches“ Projekt mit dem hohen Anspruch, sich wissenschaftlich fundiert der Musik der Germanen zu nähern! Nun, die drei haben althochdeutsche Aussprache studiert, sich von modernistischen Musikklischees gelöst und Instrumente wie Knochen- und Hornflöten, die posaunenartigen Lyren und die Trossinger Leier (eine Art Harfe) bauen lassen, dazu gibt es viel Getrommel aller Art. Das Ergebnis kommt mal meditativ, mal rhythmisch perkussiv auf ein Album, das mit den fünf Duivelspack-Vorgängern wenig gemein hat: Die drei bewegen sich über weite Strücken wirklich einige Kulturstufen rückwärts und versuchen, den echten Ethno-Sound der alten Germanen neu zu erfinden. Am besten gelingt das bei einer zarten Dreiton-Hymne an „Germania“ und dem durch Ougenweide bekannten Merseburger Zauberspruch über die Walküren, dessen Sprachmelodie allein schon große Musik ist.  Ambitioniertester Beitrag und mit 7:32 Minuten längster Beitrag ist das tragische Hildebrandslied, das in seiner streng durchkomponierten Form zwischen Deklamation, dramatischem Dialog, Chor- und Sologesangs-Teilen trotz altem Instrumentarium die kulturelle Rückreise in die Gegenwart antritt und irgendwo zwischen Brecht/Weill, „Bohemian Rhapsody“ und Neuer Musik ankommt. Insgesamt ein außergewöhnliches Album, wie man es von Duivelspack als allerletztes erwartet hätte.
(lj)

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Menhir - Hildebrandslied
MENHIR: Hildebrandslied
Viele Metal-Bands haben einen Bezug zum Mittelalter: Die Thüringer Band Menhir hat hier mit bewährten Stilmitteln zwischen Melodic Metal und dem vollen Brett den alten Text vertont und eingebettet in Stücke mit ähnlicher Atmosphäre. Sicher ganz weit weg vom Original, aber wer solche Crossovers mag: gut umgesetzt! (lj)
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  NEUE BEGEGNUNG MIT DEM HILDEBRANDSLIED
von Dr. Lothar Jahn

"Ik gihorta dat seggen", so hebt im unverwechselbaren althochdeutschen Tonfall das Hildebrandslied an und zieht einen sofort in seinem Bann. Denn das, was der Erzähler die Menschen hat berichten hören, ist ein Ereignis von größter Tragik: Vater und Sohn stehen sich im Kampf gegenüber. Die Kasseler Komponistin Regine Brunke hat sich im Rahmen des Grimmfestivals neu mit diesem Stoff auseinander gesetzt und einen Konzertabend von ungeheurer Dichte konzipiert, den sie gemeinsam mit dem von ihr geleitet Ensemble Creatafera realisierte.

Hildebrtandslied
von links: Steffen Modrow, Komponistin Regine Brunke, Sänger Jochen Faulhammer auf Schloss Gehrden (Foto: Burkhard Battran)

Zum ersten Mal erklang diese Neufassung eines der ältesten überlieferten Gedichte deutschen Literaturgeschichte am Samstag vor Pfingsten 2013 in der Kapelle des Schlosses Gehrden. Der Aufführungsort war vom Veranstalter, dem "Verein für ein lebenswertes Gehrden", gut gewählt, war hier doch noch ein Stück Mittelalter lebendig. Das Schloss war ja 1142 als Kloster gegründet worden, und im Kloster Fulda hatte man um 840 die alte germanische Dichtung in einem sonst christlich geprägten Kodex festgehalten. Die Handschrift lagert in der Murhardschen Bibliothek Kassel.

Geradezu modern ist der "offene Schluss" der dramatischen Szene. Der jugendliche Heißsporn Hadubrand steht seinem kampfesmüden Vater Hildebrand gegenüber, beide sind durch ihre Loyalität einander feindlichen Heeren verpflichtet. Hildebrand hatte in jungen Jahren seine Familie verlassen müssen. Doch während er den Gegner als seinen Sohn erkennt, glaubt dieser, sein Vater sei längst tot. Er vermutet eine Kriegslist, als dieser sich ihm zu erkennen gibt und um Frieden bittet. So kommt es auf dem Höhepunkt der Dramatik zum Kampf: Am Ende lassen sie "die dröhnenden Schilde aufeinanderprallen", sie schlagen "voller Ingrimm" aufeinander ein, bis ihnen "das Lindenholz zu Spänen zerfällt von den Waffen zerschlagen".

Wer als Sieger aus dem Streit hervorgeht, wer sterben muss, ist nicht überliefert. Als profaner Grund für diese Überlieferungslage sieht man den fehlenden Platz an: die Umschlagsseite des Kodex, auf der das Lied notiert ist, endete. Doch für die moderne Umsetzung, die Einfühlung und Nachdenklichkeit provozieren wollte, erwies sich das Open End als Glücksfall.

Brunkes Umsetzung des Stoffes trug rituelle Züge. Der Abend war zweigeteilt, zwei etwa gleichlange Kompositionen  umrahmten einen instrumentalen Mittelteil. Jeder der beiden Teile brachte das ganze Hildebrandslied: Teil 1 (Cantus 1 - 4) im althochdeutschen Originaltext, Teil 2 ("Der Zeitkönig") in der neuhochdeutschen Zusammenfassung, wie sie von den Brüdern Grimm überliefert wurde. Die Teile waren jeweils in ähnlich gebaute "Abschnitte" unterteilt. Jeder von ihnen begann mit einer nüchtern-präzisen Rezitation durch Carlo Ghiradelli, der zur Zeit in der Rolle des Wilhelm Grimm von Auftritt zu Auftritt eilt. Dem schloss sich beim A-Teil eine gesungene Fassung des selben Textes an, vorgetragen von dem hervorragenden Bass Jochen Faulhammer, der sich auch als Interpret des Minnesangs einen guten Namen gemacht hat, beim B-Teil waren die Antworten instrumental, ohne Cello. Begleitet wurden die Gesänge durch ein ungewöhnliches Instrumentalensemble: Regine Brumke hatte bewusst einen multi-chronen Zugang zur Musik gewählt, d.h. die Instrumente sollten unterschiedliche Musikepochen repräsentieren: Ganz archaisch der Klang der Steine, die Steffen Modrow gegeneinander schlug und aneinander rieb, höfisch und majestätisch erhob sich darüber die Posaune Peter Linnemanns, dem klassisch-romantischen Klangideal verpflichtet schließlich Violine (Nina Usina) und Violoncello (Regine Brunke). Ergänzt wurde das ganze durch die Videoprojektionen von symbolhaften Papierschnitten des Warburger Künstlers Alfons Holtgreve.

In der Komposition stießen auf reizvolle Weise auch ganz alte und hochmoderne Elemente aufeinander: Mal trug der Gesang Faulhammers fast choralartige Züge, die von Modrow aus Stein gemeißelten Rhythmen hatten die zwingende Präzision früher religiöser Riten, dann trafen die Streicherklänge in klagenden Dissonanzen auf ungewöhnlichen Spielarten der Posaune. Trotz manch ungewohnter Herausforderung fürs Ohr hatte das ganze die Strenge und den besinnlichen Ernst einer Liturgie. Und was am Anfang noch fremdartig und zeitlich ganz fern erschien, kam einem im Verlauf des Abends auch durch den dramaturgisch geschickten Wechsel auf die verständliche Sprache im 2. Teil ganz nah.  Im Mittelteil ergänzte Steffen Modrow auf seinen Steinen improvisatorisch die gesampleten Klänge von Västerbyhorn, Wal-Gesängen und Erdbeben-Geräuschen.

So geriet das Hildebrandslied zum Synonym für die oft antagonistischen Vater-Sohn-Konflikte, die sich bis heute immer wieder im Zeitenwechsel der Generationen mit großer Wucht erneuern. Das ganze spiegelte auch die Trauer darüber, dass der Dialog oft fast unmöglich ist, und wirkte als Appell, Verständnis für die jeweils andere Position zu entwickeln.

Das sah man offenbar schon im späten Mittelalter so: Im 15. Jahrhundert entstand das "Jüngere Hildebrandslied", dem man ein Happy End gab. Der Vater besiegt zwar den Sohn, tötet ihn aber nicht und es kommt zur glücklichen Familienzusammenführung. Eine nordische Fassung im Dunstkreis der Edda brachte im 13. Jahrhundert das wahrscheinlichere Ende: Hier muss Hildebrand als Sieger weiterleben im Bewusstsein, den eigenen Sohn getötet zu haben.

Unterstützt wurde die Veranstaltung vom Festival "Grimm 2013", das wenige Tage später die offizielle Premiere im Kasseler "Dock 4" präsentierte.

>> Website von Regine Brunke und Creatafera.


Creatafera
Das Ensemble Creatafera: Statt Jochen Faulhammer ist hier Helmut Weckesser (2. v.l.) dabei, der ursprünglich als Sänger vorgesehen war, aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mitwirken konnte (PR-Foto Creatafera)
 
Hildebrandslied
Handschrift des Hildebrandsliedes aus dem Fuldaer Kodex

HILDEBRANDSLIED

Ik gihorta dat seggen,
ðat sih urhettun  ænon muotin,
Hiltibrant enti Haðubrant  untar heriun tuem.
sunufatarungoiro saro rihtun,
garutun sê iro guðhamun,gurtun sih iro suert ana,
helidos, ubar hringa  do sie to dero hiltiu ritun.
Hiltibrant gimahalta,  Heribrantes sunu,  – her uuas heroro man,
ferahes frotoro –her fragen gistuont
fohem uuortum,  hwer sin fater wari
fireo in folche,  . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . .  «eddo hwelihhes cnuosles du sis.
ibu du mi ęnan sages,  ik mi de odre uuet,
chind in chunincriche.  chud ist mi al irmindeot.»
Hadubrant gimahalta,Hiltibrantes sunu:
«dat sagetun mi  usere liuti,
alte anti frote,dea érhina warun,
dat Hiltibrant hætti min fater:ih heittu Hadubrant.
forn her ostar giweit,  floh her Otachres nid,
hina miti Theotrihheenti sinero degano filu.
her furlaet in lanteluttila sitten,
prut in bure  barn unwahsan,
arbeo laosa.  her raet ostar hina.
des sid Detrihhe  darba gistuontun
fateres mines:  dat uuas so friuntlaos man.
her was Otachre  ummet tirri,
degano dechisto  miti Deotrichhe.
her was eo folches at ente:  imo was eo fehta ti leop.
chud was her  chonnem mannum.
ni waniu ih iu lib habbe.» –
«wettu irmingot», quad Hiltibrant  obana ab heuane,
dat du neo dana haltmit sus sippan man
dinc ni gileitos!»
want her do ar arme  wuntane bauga,
cheisuringu gitan,  so imo se der chuning gap,
Huneo truhtin:  «dat ih dir it nu bi huldi gibu.»
Hadubrant gimahalta,Hiltibrantes sunu:
«mit geru scal man  geba infahan,
ort widar orte.
du bist dir, alter Hun,ummet spaher;
spenis mih mit dinem wortun,  wili mih dinu speru werpan.
pist also gialtet man,  so du ewin inwit fortos.
dat sagetun misęolidante
westar ubar wentilsęo,  dat inan wic furnam:
tot ist Hiltibrant,Heribrantes suno.»
Hiltibrant gimahalta,Heribrantes suno:
«wela gisihu ih  in dinem hrustim,
dat du habes hemeherron goten,
dat du noh bi desemo riche  reccheo ni wurti. –
welaga nu, waltant got», quad Hiltibrant,  «wewurt skihit!
ih wallota sumaro enti wintrosehstic ur lante,
dar man mih eo scerita  in folc sceotantero.
so man mir at burc ęnigeru  banun ni gifasta.
nu scal mih suasat chind  suertu hauwan,
breton mit sinu billiu,  – eddo ih imo ti banin werdan.
doh maht du nu aodlihho,  ibu dir din ellen taoc,
in sus heremo man  hrusti giwinnan,
rauba birahanen,ibu du dar enic reht habes.» –
«der si doh nu argosto», quad Hiltibrant,  «ostarliuto,
der dir nu wiges warne,nu dih es so wel lustit,
 gudea gimeinun:  niuse de motti
hwerdar sih hiutu  dero hregilo rumen muotti,
erdo desero brunnono  bedero uualtan!»
do lęttun se ærist  asckim scritan,
scarpen scurim,  dat in dem sciltim stont.
do stoptun to samanestaimbort chludun,
heuwun harmlicco  huittę scilti,
unti im iro lintun  luttila wurtun,
giwigan miti wabnum. . . . . . . . . . .



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