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Weinberge
Die Weinberge von Freyburg tragen zur schönen Atmosphäre bei
MONTALBANE IN FREYBURG:
Das ganz besondere Festival anspruchsvoller Mittelaltermusik


Nun schon zum 21. Mal sind im Weinort Freyburg an der Unstrut die "Internationalen Tage der mittelalterlichen Musik" zu erleben. Das Festival, entstanden einst aus dem Enthusiasmus der Mittelaltergruppe Ioculatores, die ihre großen Vorbilder in ihre Heimat holen wollte, ist inzwischen eine international geachtete Institution geworden, bei der alljährlich hochkarätige Künstler aufeinander treffen. 

St. MarienVom 17. bis 19. Juni kommen die Musikanten und Sänger wieder zusammen, um das Publikum zu verblüffen und zu begeisten. Das Eröffnungskonzert am 17.6. in St. Marien widmet sich einer der wichtigsten Quellen polyphoner Musik des Mittelalters: Dem "Codex Las Huelgas" mit seinen Kompositionen der Notre Dame Schule und der Ars Antiqua. Diese einzigartige Musik wird interpretiert von Ars Choralis Köln und Poul Hoxbro aus Dänemark.  Die Musik der Notre-Dame-Schule bieten dann am Folgetag die "Gottesstreiter" mit Künstlern aus Deutschland, Schweden und der Schweiz.  Beim Nachtkonzert am selben Tag bieten Caitrioina o'Leary und Andrew Lawrence King mittelalterliche und traditionelle Lieder aus Irland. Zuvor beleben Grindlavoix aus Belgien die Kunst aus dem alten Palermo neu. An beiden Tagen gibt es zu später Stunde Mitternachtsgeschichten mit dem brillanten Sänger Marco Beasley aus Italien. Das Abschlusskonzert am Sonntag steht traditionell in Weltmusik-Tradition: Diesemal gibt es Lieder und Rhapsoden aus Albannien.  

PeregrinaEin besonderes Bonbon gibt es schließlich noch am Sonntagnachmittag mit dem Frauenensemble Paregrina aus dem Schweiz: Peregrina erhielt für sein Album "Filia praeclara" den Klassik-Echo. ts. Das Ensemble widmet sich schwerpunktmäßig der frühen Polyphonie und den einstimmigen Repertoires der Notre Dame-Schule und der aquitanischen nova cantica.
>> Mehr Informationen: www.montalbane.de
>> Interview mit Festival-Leiterin Susanne Ansorg über das Festival "Montalbane" von MDR-Figaro.

  Neuenburg
Die Neuenburg in Freyburg/Unstrut, einer der Spielorte beim Montalbane-Festival


Nachtkonzert St. Marien

Die Konzerte in St. Marien sind immer ein besonderer Anlaufpunkt des Festivals

MONTALBANE: DIE CD ZUM 20-JÄHRIGEN:
"Les Haulz et les Bas" beim Eröffnungskonzert 2009
Gesine Bänfer und Ian Harrison
Gesine Bänfer und Ian Harrison von "Les Haulz et les Bas"
Montalbane CDZum 20-jährigen Jubiläum des Mittelalter-Musikfestivals "Montalbâne" in Freyburg/Unstrut erschien eine CD des mitreißenden Ensembles "Les Haulz et les Bas" aus dem anderen Freiburg. Die Gruppe legte im letzten Jahr ein furioses Eröffnungskonzert hin, das live mitgeschnitten wurde und nun auf CD vorliegt. Nachempfunden wird hier die Musik der "Alta Capella", also Musik, die vor allem der städtischen Repräsentation diente. Da kam es auf Lautstärke und Glanz an, aber auch auf Virtuosität, denn schließlich wollten wichtige Ereignisse feierlich begangen sein und auch die Musik war ein Aushängeschild. Die hier vorgestellten Beispiele reichen vom archaischen Quintklang bis hin zum fast schon symphonischen Arrangement. Denn die international formierten Blasmusiker um das charismatische Musikerpaar Ian Harrison und Gesine Bänfer, ergänzt um die hervorragende Percussion des Lokalmatoren Michael Metzler, beschränken sich natürlich nicht nur auf die repräsentative Pflicht. Als Kür kommt eine unbändige Spielfreude hinzu, ja, eine wahre Lust am Experimentieren mit dem musikalischen Material, die das Freyburger Publikum geradezu von den Kirchenbänken fegte. Die CD gibt diese Stimmung in gewohnter Raumklang-Qualität auch klanglich hervorragend wider. (lj) 
>> CD bestellen bei www.minnesang.com.

Les Haulz et les Bas
Les Haulz et les Baz: Musik der "Alta Capella" bei Montalbane
MONTALBANE 2010:
Viele Sprachen, keine Grenzen
Susanne Ansorg
Susanne Ansorg: Immer aktiv, immer kreativ
Zum 20. Mal ging in Freyburg/Unstrut das montalbâne-Festival über die Bühne. Bei großem Publikumsandrang bekräftige die Veranstaltung ihren Ruf als wichtigste Veranstaltung der Frühen-Musik-Szene im deutschsprachigen Raum. Susanne Ansorg, bei der seit Jahren künstlerisch und organisatorisch viele Fäden zusammenlaufen, war nicht nur hinter den Kulissen aktiv, sondern musizierte auch wieder kräftig selber mit: Bei "La Ziriola" und "Sarbande" bewies sie auf der Fidel erneut ihre Klasse. Zudem las sie auch sehr stimmungsvoll die alte Tiroler Oswald-Legende, die den Minnesänger Oswald von Wolkenstein zur unglücklichen Sagengestalt macht .

Das Besondere bei montalbâne ist es, dass bei aller Ernsthaftigkeit und hohen Qualität der Darbietungen trotzdem eine lockere, ja gelöste Atmosphäre herrscht. Da viele Stammgäste Jahr für Jahr kommen, geht es fast schon familiär zu. Das macht selbst im sakral-strengen Kirchenraum Experimente möglich, die anderswo vielleicht argwöhnisch betrachtet worden wären.

Jörg Peukert
Jörg Peukert, Herr der Neuenburg,
ebenfalls im Dauereinsatz
Rene Zosso
René Zosso: großer alter Mann der Mittelaltermusik
Eröffnung mit der Eselsmesse
Eines davon gab es gleich am ersten Abend. Altmeister René Clemencic setzte einen Gegenpol zu seinem eher steifen Vorjahreskonzert mit Perotin: Er erinnerte an den vergessenen Brauch der Eselsmesse, der sich bis ins 16. Jahrhundert nachweisen lässt. Einmal im Jahr übernahmen die Nachwuchs-Geistlichen "die Macht" im Kirchenraum, alle Werte wurden ins Gegenteil verkehrt: Sakrale Gesänge und Gebete wurden persifliert, erotische Anspielungen und satirische Ausfälle gegen geistliche und weltliche Würdenträger gehörten untrennbar dazu. Der hochbetagte Pionier der Mittelalterszene gab auf humorvoll-sympathische Art eine Einführung in dieses seltsame Ritual, das er als Narrenspiel in einer ansonsten durch Frömmigkeit durchdrungenen Welt interpretierte: "wie beim Weinfass, aus dem einmal im Jahr die Luft rausgelassen werden muss". Vergleichbar ist das ganze mit Karneval, wobei Nackprozessionen, das Werfen von Unrat in die Menge und dem Verbrennen von alten Schuhsohlen und Exkrementen statt Weihrauch dem ganzen noch eine derbere Form gaben. Doch soweit ging man in Freyburg nicht. Die parodistischen Elemente wurden vor allem durch Gestik und Mimik und schrill überzeichneten Gesang ins Spiel gebracht. Es war schon köstlich, z.B. einen hochkarätigen Musiker wie Marco Ambrosini beim Grimassenschneiden zu beobachten. Musikalisch dominierte neben liturgischen Formeln, die nach allen Regeln der Kunst vom schwülstigen Pathos über die textliche Verballhornung ("Kyrieleison Iiih-aaah") bis zum meckernden Zerhacken durch den Fleischwolf gedreht wurden, der optimistisch-zupackende Ton, wie wir ihn von Clemencics Carmina-Burana-Bearbeitungen kennen. Das Ensemble war klug zusammengestellt: von Meistern des stimmlichen Wohlklangs wie Markus Forster (Countertenor) und Bernd Lambauer (Tenor) bis hin zu Spezialisten der textorientierten Gesangsinterpretation wie Eberhard Kummer und René Zosso (Foto links). Letzterer schaffte es auch in diversen Soli, in die lärmend aufmüpfige Fröhlichkeit Momente der Besinnung einzubringen: Seine im folkloristischen Ton vorgetragenen Lieder zur Drehleier ergänzten das Sepktakel um tiefgründige Momente, nach denen dann umso fröhlicher weitermusiziert wurde. Ensemblechef Clemencic, der seine Flöten über allem tirillieren ließ, hatte sichtlich Spaß daran.

EselsmesseRené Clemencis Ensemble feierte die Eselsmesse
Derwisch Begegnung der Kulturen
Ein Wagnis ganz anderer Art wartete am nächsten Abend am selben Ort: Sarband machte sich auf die Suche nach dem Verbindenden zwischen Christentum und Islam. In einer Zeit, in der sich die alten Feindbilder eher berhärten als auflösen, schon fast ein gewagtes Unterfangen! So überrascht es viele Christen immer noch, dass Jesus ja auch im Koran eine wichtige Rolle spielt und als Prophet gilt. Das Konzert, bei dem die Kirche bis auf den letzten Stehplatz ausverkauft war, lief gemächlich, fast schleppend an. In der ersten Viertelstunde wurden alte liturgische Formeln aus christlicher Tradition, die von Miriam Andersén mit glockenklarem Gesang a cappella vorgestragen wurden, mit Koran-Suren über Jesus und Maria beantwortet, die von Mustafa Dogan Dikmen im Stile eines Muezzins vorgetragen wurden. Der christlichen Sängerin folgten jeweils Improvisationen auf der Ney, einer arabischen Flöte, die von Cellaledin Biçer in tiefster meditativer Konzentration gepielt wurde. Dem orientalischen Sänger antworte Susanne Ansorg mit zarten Klängen ihrer Fidel. Dabei wurde bei aller Unterschiedlichkeit in Wort und Ton doch auch sehr viel Verbindendes deutlich. So geriet man nach und nach ins gemeinsame Musizieren hinein, bei dem mal die abend-, dann wieder die morgenländische Tradition die Oberhand gewann, bis vor allem in italienischen Laudaen mit herrlich zweistimmigem Gesang von Giuseppe Paolo Cecere und Miriam Andersén und persischen Tänzen, bei denen zwei wirbelnde Mevlevi-Derwische auch optisch den Weg in spirituelle Tiefen wiesen, die Kulturen zu einander fanden. Am Ende verbanden sich Tanz und Rhythmus (vorgegeben von Ensembleleiter Vladimir Ivanoff) mit italienischem Bel canto, Streicherklang, die verwandten Instrumente Harfe und Kanun, liturgische Formeln und Chorgesang zu einer magischen Mixtur, die die ganze Kirche in Trance versetzte. Das begeisterte Publikum konnte gar nicht genug von dieser noch nie gehörten Musik bekommen.
Sarbande
Walther von der Vogewleide Walther vs. Oswald
Und noch eine ungewöhnliche Begegnung war zu verzeichnen: In einem erstaunlichen Sängerkrieg, kenntnisreich moderiert von Neuen-Burgherr Jörg Peukert, ließ das Ensemble La Ziriola Walther von der Vogelweide und Oswald von Wolkenstein aufeinander treffen. Für einen spannenden Nachmittag ließ das vierköpfige Ensemble das Publikum die zwei Jahrhunderte vergessen, die zwischen den zwei eigensinnigen und unkonventionellen Sängern liegen. Beide vielgereist und welterfahren, immer auch mal mit der Obrigkeit in Konflikt, beide Meister der Sprache und des Sanges! Nun durften sie auf der Bühne die Kräfte miteinander messen. Robert Weinkauf, stimmlich stärker als je zuvor, zeigte Walther als sensiblen Feingeist, der aber auch eine harte Klinge zu fechten weiß. Dem gegenüber stand mit Peter Rabansers Oswald ein vor Selbstbewusstsein platzender Haudegen, der zudem mit mediterranen Gesangstechniken stimmgewaltig auftrumpfen konnte. Zur Begleitung standen Kay Krause (Laute) und erneut Susanne Ansorg (Fidel) bereit, die ihr bei den Ioculatores erprobtes Zusammenspiel noch einmal verfeinert haben und eine in Timing und Spielfantasie grandios aufeinander abgestimmte Darbietung ablieferten. Weinkaufs Walther hatte seine Sternstunde mit der dreiteiligen Elegie "Owê war sint verswunden alliu miniu jâr", die im Trier-Alsfelder Ton dargeboten wurde.

Robert Weinkauf als WaltherWeinkauf, der Walthers Lebensrückblick und Altersklage im ersten Teil zurückhaltend sang, im zweiten Teil in zorniger Deklamation die Torheiten der Jugend geißelte, um im dritten Teil im lautstarken Gesang zur auftrumpfenden Begleitung emphatisch die Rückbesinnung auf christliche Tugend einzufordern, zeigte in seiner Interpretation auf erstaunliche Weise, welche Kraft in dieser doch eher schlichten musikalischen Formel steckt. Peter Rabanser als OswaldWährend der Walther so fast zum Propheten des Überirdischen wurde, ließ Oswald das Irdisch-Lustvolle fröhliche Triumphe feiern. Wenn er genussvoll und doch voll Poesie und Sprachspielerei die Momente schildert, indem er mit seiner Liebsten das Bettlein zum Krachen bringt, dann muss man ihn einfach ganz tief ins Herz schließen. Wer also ist der Sieger des Zweikampfes? Ein klarer Fall von Unentschieden: So tat es richtig gut, beide gemeinsam Oswalds völkerverbindende Hymne "Do frayg Amors" zu erleben, in der sich die Sprachen seiner Zeit zu einem vergnüglichen völkerverbinden Kauderwelsch mischten. 

Grenzenlos und sprachvielfältig war auch das weitere Programm: Beim Ferrara Ensemble widemten sich Musiker aus der USA und Schweden der Musik an einem französichen Hof um 1500. Das amerikanisch-deutsche Ensemble Sequentia widmet sich Endzeitfragmenten aus der heidnisch-germanischen wie der christlichen europäischen Tradition. Beim Festgottesdienst tönten byzantische Klänge und am Sonntag spielten auch noch griechische und italienische Ensembles auf. Wer also immer mit Blick aufs Mittelalter Deutschtümelndes im Sinn hat, wird von montalbânes multikultureller Vielfalt hoffentlich endgültig eines Besseren belehrt.

Publikum in St. Marien
Oswald von Wolkenstein

> Montalbane-Rückblick 2009

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