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CD "SPRUCHGESANG UND SACHSENSPIEGEL"
präsentiert von Burg
Falkenstein und www.minnesang.com
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Tracklisting:
01 Vorrede (Sachsenspiegel)
02 Holger Schäfer: Wê dir, aremuote! (Spervogel)
03 Ensemble Lucidarium: Schlange Aspis (Konrad von Würzburg)
04 Triskilian: Do durch der werlde (Der wilde Alexander)
05 Musiktheater Dingo: Der kuninc Rodolp (Der Unverzagte)
06 Die Ungelichen: Fas et nefas (Carmina Burana)
07 Christoph Mächler: Sündege lust (Der Meißner)
08 Hans Hegner: Ich hôrt ein wazzer diessen (Walther von der Vogelweide)
09 Ensemble Unicorn: Verschamter munt (Friedrich von Sonnenburg)
10 Ougenweide: Gerhard Atze (Walther von der Vogelweide)
11 Elster Silberflug: Mammon (Carmina Burana)
12 Frank Wunderlich: Von zwein ungelîchen wegen (Mechthild von Magdeburg)
13 Ensemble Lucidarium: Winder (Konrad von Würzburg)
14 Marcus van Langen: Weh dir, Welt! (Walther von der Vogelweide)
15 Nachrede (Sachsenspiegel)
16 Dagmar Jahn: Geh deinen Weg (Wizlaw von Rügen)
LIEDTEXTE
1. Vorrede (Sachsenspiegel)
2. Spervogel: Sô wê dir, aremuote!
Sô wê dir, aremuote! dű benimst dem man,
sinne unde witze, daz er nicht nekan.
sîne vríunt die tuont des guoten rât,
swenne er des guotes nicht nehât.
sie kêrent im den rucke zuo unde gruozent in vil trâge.
swen der helt mit vullen vert, sô hât er holde mâge.
Waz hilfet dem rosse, daz ez bî dem vuoter stât,
unde ouch dem wolbe, daz er bî den schâfen gât,
unde man ez in béiden tiure tuot?
sô hât ez einer alsô guot,
der véilč vint, des er gert, unde des niht mac vurgelten.
ein liecht in sêndes mannes hant daz vreuwet den blinden selten.
Übersetzung:
So weh dir , Armut! Du bringst einen Mann
Um den Verstand, dass nichts gelingen kann.
Ein Freund gibt nichts als guten Rat,
Wenn man vom Gute gar nichts hat.
Bald dreht er dir den Rücken zu und grüßt dich g'rad noch träge!
Doch den, der lebt im Überfluss, dem bahnt man gern die Wege!
Was hilft's dem Rosse, dass es bei dem Futter steht,
Was hilft's dem Wolfe, wenn er zu den Schafen geht,
Wenn keiner von den beiden fressen darf?
Genauso raubt man dem den Schlaf,
Der findet, was er so begehrt und kann's doch nicht bezahlen.
Ein Licht für den, der sehen kann, beschert dem Blinden Qualen!
3. Konrad von Würzburg: Aspis ein wurm geheizen ist
Aspis ein wurm geheizen ist,
der zuo der erden strecket ein ôre,
und in daz ander stecket sînes zagels ort,
durch daz er kein wispelwort vernem,
sô man in vâhen wil.
Owê daz nű der selbe list
niht mangen herren decket,
der boeser rede sîn ôre enblecket
hie beid unde dort;
dâvon er den schaden bekort,
daz er verliuret êren vil.
Schalc in sînem munde wundebernde sprüche treit,
dâmit er in schande leit nu ritter unde cnehte,
die durch sîn lasterlich gebrehte werdent vil gemeit:
Swaz ein zühtec man geseit, daz hânt si für ein goukelspil.
Übersetzung:
Aspis heißt eine Schlange,
die ein Ohr auf den Boden drückt
und in das andere die Spitze ihres Schwanzes steckt,
so dass sie kein Zauberwort hört,
wenn man sie fangen will.
Schade, dass dieser Trick
nicht auch manche Herren schützt,
wenn falsche Rede ihre Ohren trifft
hier und dort.
Da häuft sich die Schande,
damit verlieren sie ihr Ansehen.
Ein arglistiger Mensch
trägt in seinem Mund verschlagende Redensarten,
damit bringt er hier gute Ritter und Knappen ins Unglück.
Durch das lasterhafte Geschwätz ganz durcheinander geraten:
Was ihnen ein vernünftiger Mann rät, halten sie für Gaukelspiel.
4. Meister Alexander: Do durch der werlde
Do durch der werlde unmysicheit
Herabe von kuninges kunne schreit.
Daz tichten unde daz singen
Von syndehaften sculden ez quam.
Daz daz seitenspiel urlôb nam.
Unde iuncvrouwen spryngen
Do viel ez an die ergeren hant.
Ein arme diet sich es underwant.
Of daz der kunste nicht giengen abe
Do trűgen die herren durch die kunst.
Den selben helfebere gunst.
Unde nerten sie mit varender habe.
Swer in daz recht vűrstűrtzen will.
Der sol yben seytenspil.
Unde nywe lieder singen
Unde scriken tzu der hochetzit.
Also vűr der arken kuninc dauit.
Die brut sol selben springen.
Also kuninc herodes tochter spranc.
So nympt die kunst eynen widerwanc.
Henof sam sie herabe ist komen
Dunct aber űz daz eun scemelich leben.
Unde kunt ir es nicht so sult ir geben.
Den die sich kunst haben an genomen.
Als infolge der Betriebsamkeit der Welt
das Dichten und das Singen
vom Geschlecht der Könige herabgestiegen war -
es beruhte auf sündhaftem Verschulden,
dass das Saitenspiel und der Tanz der Mädchen verschwanden - ,
da fiel es in die Hand geringer Geborener.
Niederes Volk nahm sich seiner an,
damit die Kunst nicht verschwände.
Da wandten die Herren diesem
um der Kunst willen ihr hilfreiches Gönnertum zu
und unterstützten es mit Geld und Gut.
Derjenige, der ihnen das Recht darauf nehmen will,
der soll sich im Saitenspiel üben
und neue Lieder singen
und auf dem Fest tanzen
wie König David vor der Bundeslade.
Die Braut selbst soll tanzen,
wie die Tochter des Königs Herodes tanzte;
dann tritt die Kunst den Rückweg nach oben an,
so wie sie herabgekommen ist.
Scheint euch das aber ein ehrenrühriges Verhalten zu sein
und könnt ihr es gar nicht,
dann sollt ihr die unterstützen,
die die Kunst in ihre Obhut genommen haben.
5. Der Unverzagte: Der Kuninc Rudolp
Der kuninc Rudolp minnet got und ist an truwen stete,
der kuninc Rudolp hat sich manigen schanden wol versaget.
der kuninc Rudolp richtet wol und hazzet valsche rete.
der kuninc Rudolp ist ein helt an tugendenunvorzaget.
der kuninc Rudolp eret got und alle werde vrouwen.
der kuninc Rudolplet sich dicke in hohen eren schouwen.
ich gan im wol, daz im nach siner milte heil geschicht:
der meister singen, gigen, sagen daz hoert er gerne und git in darumme niht.
Ir vürsten und ir landesherren, ir sult des gedenken,
daz iuch got hat zu richtern und zu gnaden uzgekorn.
darumme heizet ir herren, daz ir sult daz unrecht henken
und schaffet den armen liuten vride, so sit ir solgeborn.
truwe unde milte sult ir phlegen, daz tar ich iuch wol raten.
wir haben alle ein kurzes leben, ir ne sult ich niht vorspaten.
ein herre ist alse ein ander man, her ne tu sime adele gelich,
sit vridebere, ir edele vrucht, so git iuch got sin hohez himelrich.
Der König Rudolph, der liebt Gott und ist von großer Treue,
Der König Rudolph hat stets der Versuchung widerstanden.
Der König Rudolph richtet gut und jeden Tag aufs Neue,
Den König Rudolph preist man längst als Held in allen Landen.
Der König Rudolph ehret Gott und alle edlen Frauen,
Der König Rudolph lässt sich beim Ehren stolz beschauen.
Ich wünsch ihm wohl, dass er erstrahlt im Glanze seines Lichts,
Denn seiner Musikanten Spiel, dem lauscht er gern, drum zahlt er ihnen - nichts!
Ihr Fürsten und Ihr Landesherr'n, ihr solltet stets bedenken,
Dass Gott Euch hat voll Gnaden nur zu Richtern auserkoren.
Drum sollt Ihr stets mit Weisheit und Gerechtigkeit uns lenken,
Den Armen schenket Freude, denn dann seid Ihr nicht verloren.
Treu' und Milde sollt Ihr üben, das möcht' ich Euch wohl raten,
Wir haben all' ein kurzes Leben, darum hilft es nichts zu warten.
Dem Herr'n geht's so wie jedem Knecht, im Tode sind wir gleich,
Erblühet, edle Pflanzen, dann gibt Gott Euch auch sein hohes Himmelreich.
6. Carmina Burana: Fas et nefas
Fas et nefas ambulant passu fere pari
prodigus non redimit vitium avari
virtus temperantia quadam singulari
debet medium
ad utrumque vitium
caute contemplari
Si legisse memoras ethicam catonis
in qua scriptum legitur ambula cum bonis
cum ad dandi gloriam animum disponis
inter cetera
hoc primum considera
quis sit dignus donis
Dare non ut convenit non est a virtute
bonum est secundum quid et non absolute
digne dare poteris et mereri tute
famam muneris
si me prius noveris
intus et in cute
Vultu licet hylari verbo licet blando
sis equalis omnibus unum tamen mando
si vis recte gloriam promereri dando
primum videas
granum inter paleas
cui des et quando
Si prudenter triticum paleis emundas
famam emis munere sed caveto dum das
largitatis oleum maie non effundas
in te glorior
quia Codro Codrior
omnibus habundas
Recht und Unrecht Hand in Hand ziehen durch die Lande;
die Verschwendung löscht nicht aus Geizes Schuld und Schande;
Tugend soll, nach rechtem Maß, hierzulande selten, .
in der Mitte stehn und auf beide Übel sehn, sorglich ohne Schelten.
Zeig ein heiteres Gesicht, rede nicht zum Scheine,
freundlich sei zu jedermann, merke dir das eine:
willst du hoch in Anseh`n stehn,
mußt du stets bedenken immerdar aufs neu,
was ist Weizen, was ist Spreu, wen und wann beschenken?
Schenken, wo es grad bequem, macht dir keine Ehre,
schenken sollst du je nachdem, nicht ins Ungefähre;
schenke mit Verstand und Sinn, willst du Ruhm gewinnen,
weißt ja immerhin wie ich heiße, wer ich bin, äußerlich und innen.
Kannst du weislich von der Spreu, so den Weizen scheiden,
bringt dein Schenkertum dir Ruhm;
Drum sollst du vermeiden,
deiner Großmut köstlich Öl töricht zu vergeuden.
7. Der Meißner: Sundege lust
Sundege lust ist also suoze,
Daz da keyn mensche lebet ane sunde.
Mir ist ein leit, daz ich got irtzuornet han so dicke.
Maria helf, daz ich gebuoze,
Unde daz ich mich tzo gote wider vriunde,
unde dem tiubel wider sage, der myr leit manige stricke.
Suone, suone, suonerynne,
Gotes tzorn durch dyne guote.
Lesche, lesche, lescherynne,
Myner sundigen lust gib sulch gemuote.
Helf daz ich dir tzu dienste werde,
Gedenke, daz ich byn ein kranker erde.
Swie vil ich got irtzornet han, doch stet tzuo ym myn gerde.
Übersetzung:
Sündige Lust ist allzu süße,
So kann doch kein Mensch ohne Sünde leben
Mir tut’s leid, dass ich Gott
erzürnet hab so lange.
Maria, hilf, dass ich nun büße,
Um mich auf Gottes Weg zu begeben,
Will dem Teufel widersteh’n,
dass er mich nicht mehr fange.
Sonne, Sonne, Sonne, reine,
Lass doch Gottes Zorn vergehen!
Lösche, lösche, lösche, meine
Sünd’ge Lust! Erhör mein Flehen!
Hilf, dass ich Gottes Diener werde,
Du weißt, ich bin ein krankes Kind der Erde,
Hilf, dass mein Stab zu ihm sich dreht,
dann füg ich mich zur Herde.
8. Walther von der Vogelweide: Reichston
Ich hôrte ein wazzer diezen
und sach die vische fliezen,
ich sach swaz in der welte was,
velt, walt, loup, rôr unde gras.
swaz kriuchet unde fliuget
und bein zer erde biuget,
daz sach ich, unde sage iu daz:
der keinez lebet âne haz.
daz wilt und daz gewürme
die strîtent starke stürme,
sam tuont die vogel under in;
wan daz si habent einen sin:
si dűhten sich ze nihte,
si enschüefen starc gerihte.
si kiesent künege unde reht,
si setzent hêrren unde kneht.
sô wê dir, tiuschiu zunge,
wie stêt dîn ordenunge!
daz nű diu mugge ir künec hât,
und daz dîn êre alsô zergât.
bekêrâ dich, bekêre,
die cirkel sint ze hêre,
die armen künege dringent dich:
Philippe setze den weisen űf,
und heiz si treten hinder sich!
Ich saz űf einem steine
dô dahte ich bein mit beine.
dar űf satzt ich mîn ellenbogen;
ich hete in mîne hant gesmogen
daz kinne und ein mîn wange.
dô dâhte ich mir vil ange,
wie man zer welte solte leben.
deheinen rât kond ich gegeben,
wie man driu dinc erwurbe,
der keines niht verdurbe:
diu zwei sint êre und varnde guot,
daz dicke ein ander schaden tuot.
daz dritte ist gotes hulde,
der zweier übergulde.
die wolde ich gerne in einen schrîn:
jâ leider desn mac niht gesîn,
daz guot und weltlîch êre
und gotes hulde mêre
zesamene in ein herze komen.
stîge unde wege sint in benomen,
untriuwe ist in der sâze,
gewalt vert űf der strâze,
fride unde reht sint sêre wunt –
diu driu enhabent geleites niht,
diu zwei enwerden ê gesunt.
Übersetzung:
Ich hörte einen Fluss rauschen
und sah die Fische schwimmen;
ich sah alles, was es auf der Welt gab,
Feld, Wald, Laub, Röhricht und Gras.
Alles, was kriecht und fliegt
und die Beine auf die Erde setzt,
das sah ich und sage Euch folgendes:
Keines von ihnen lebt ohne Feindschaft.
Die wilden Tiere und die Kriechtiere,
die fechten heftige Kämpfe aus;
ebenso machen es die Vögel untereinander,
nur daß sie in einem Punkt Vernunft haben:
sie kämen sichfür nichts vor,
wenn sie nicht ein starkes Gericht geschaffen hätten.
Sie wählen Könige und Ordnungen,
sie bestimmen Herren und Knechte.
Doch wehe dir, deutsches Volk,
wie steht es mit deiner Rechtsordnung!
Dass nun die Mücke ihren König hat,
und daß deine Würde so zu Grunde geht!
Kehre um, kehre um,
die Kronreife sind zu mächtig,
die kleinen Könige dringen auf dich ein.
Philipp setzte den Waisen auf,
und befiehl ihnen zurückzutreten.
Ich saß auf einem Felsenstein
und schlug ein Bein über das andre Bein.
Drauf stützte ich den Ellenbogen,
in meine Hand hatt' ich geschmiegt
mein Kinn und meine Wange.
So dachte ich darüber nach,
wie man auf dieser Welt wohl leben sollte –
doch keine Antwort wusste ich darauf,
wie man drei Dinge so erwürbe und beisammenhielt',
dass keines wiederum verloren ginge:
Die ersten zwei sind Ansehen und Besitz,
welche sich oft schon gegenseitig stören,
das dritte ist Gottes Gnade,
von noch viel höherem Wert.
Die wünschte ich, in ein Gefäß zu tun. –
Doch leider, nein, es kann nicht sein,
Besitz und Ansehen vor der Welt
und Gottes Gnade noch dazu,
dass sie in einem Herzen zueinander kommen.
Weg und Steg ist ihnen genommen,
Verrat lauert im Hinterhalt,
Gewalt zieht auf der Straße,
Frieden und Gerechtigkeit sind wund bis auf den Tod –
eh diese beiden nicht wieder gesunden,
haben die drei Dinge keinen Schutz..
9. Friedrich von Sonnenburg:Verschamter munt
Verschamter munt du lügevaz,
du hellestric, du triegel,
du vellesal, du erenschur,
diz merke, lügenaere,
du dienest unevuocheit haz, verschamter schandenspiegel,
dich machet erelose lüge gote und der welt unmaere.
Lüge, alles valsches anevanc,
du wurzel alles meiles,
di kurz unsaelde wirt ze lanc
dir we des ungeheiles.
Du aller guoten tat verkius
pfi dich, du reht verkere!
Du dienebloz, du vriuntverlius,
du veigest saelde und ere.
Schamloser Mund, du Lügenfass,
Du Höllenstrick, Betrüger,
Du Unglücksbold, du Ehrenschur, dies merk dir, Lügner, höre:
Verdient hast du den heißen Hass,
Schamloser Schandenspiegel,
Dich macht die ganze Lügerei Gott und der Welt zum Feinde!
Lüge: aller Falschheit Anbeginn,
Du Wurzel alles Bösen,
Dein übles Treiben währt nur kurz und dauert doch zu lang!
Unheil, umhülle dich,
Du jeder guten Tat Verdruss!
Pfui Dir! Du Rechtsverdreher.
Lässt Freunde steh’n, gibt’s Hilfe nie,
Du tötest Glück und Ehre!
10. Walther von der Vogelweide: Gerhard Atze
Mir hât hêr Gêrhart Atze ein pfert
erschozzen zÎsenache.
daz klage ich dem, den er bestât:
derst unser beider voget.
Ez was wol drîer marke wert.
nű hoeret frömde sache,
sît daz ez an ein gelten gât,
wâ mit er mich nű zoget:
Er seit von grôzer swaere,
wie mîn pferit maere
dem rosse sippe waere,
daz im den vinger abe
gebizzen hât ze schanden.
ich swer mit beiden handen,
daz si sich niht erkanden. –
ist ieman der mir stabe?
Übersetzung:
Mir hat Herr Gerhard Atze ein Pferd
erschossen zu Eisenach.
Der Herr, in dessen Dienst er steht,
soll uns die Sache richten.
Drei Goldmark war es gut und gerne wert.
Nun hört die sonderbare Mär,
wie er, wo’s ans Bezahlen geht,
versucht, mir zu entwischen:
Erzählt von großem Schmerz und Weh,
und dass mein wunderbares Pferd
verwandt mit jenem Gaule sei,
der schändlich ihm
den Finger abgebissen hat.
Ich schwöre nun mit beiden Händen,
dass sie sich nie gesehen haben. –
Ist jemand da, der mir den Eid
bezeugt?
11. Carmina Burana: Mammon
König und Herrscher auf Erden kann heute der Mammon nur werden.
Alles kann. Mammon sich leisten, zu geben, zu nehmen erdreisten.
Mammon selbst Kanzler dienen mit huldvoll bewundernden Mienen.
Mammon, dem schnöden und feilen, Priester den Segen erteilen.
Mammon hat überall Schranzen, Mammon lässt Lahme tanzen.
IN TERRA SUMMUS REX EST HOC TEMPORE NUMMUS.
Mammon versteht es zu lügen, wird selten der Wahrheit genügen.
Mammon, Idol allen Geizes, ist Spender des ewigen Reizes.
Mammon die Frauen verführet, die edlen, die keiner berühret.
Mammon macht Räuber adlig, macht finstre Gesellen untadlig.
Mammons Diebesgewimmel ist zahlreich wie Sterne am Himmel.
IN TERRA SUMMUS REX EST HOC TEMPORE NUMMUS.
Führet Herr Mammon Prozesse, wahrt er stets nur sein Interesse.
Mammon sieht rings in der Runde Richter mit lächelndem Munde.
Mammon die Weisen verblendet, Klarsicht in Blindheit er wendet.
Mammon lässt gern sich umschmeicheln, von Ärzten und Freunden umheucheln-
Mammon führt nicht nur Kriege, verhilft auch dem Frieden zum Siege.
IN TERRA SUMMUS REX EST HOC TEMPORE NUMMUS.
Frankreichs erlesenste Weine säuft Mammon, und solche vom Rheine,
Auf des Herrn Mammons Tischen die herrlichsten Speisen erfrischen.
Mammon im goldnen Gewande, der prächtigste ist er im Lande.
Mammon tut süß es genießen, wenn alle ergeben Ihn grüßen.
Mammon, den Wundermann, ehren, die seinen Segen begehren.
IN TERRA SUMMUS REX EST HOC TEMPORE NUMMUS.
12. Mechthild von Magdeburg: Von zwein ungelichen wegen
Übersetzung:
13. Konrad von Würzburg: Winter
Winter uf der heide bluomen selwet
der mit froste velwet
anger unde walt
löuber ab der linden
risent von den windent
unde lazent dürre sich beschouwen
Diese not enclage ich niht so tiure
so daz aber hiure
schanden rife kalt
twinget mangen boesen
der mit tugent roesen
sollte sich in edeles herzen ouwen
Der meie wiederbringe bluomen
unde löuber in dem hage
so muoz der an eren iemer dorren
der sich hat verworren
alle sine tage
in der schanden stricke
von der sunnen blicke
mac sin herze in tugend niht betouwen
Übersetzung:
Winter bringt den Blumen böse Leiden,
Macht uns Wald und Heiden
Mit dem Frost ganz fahl.
Blätter weh'n im Winde,
Traurig steht die Linde,
Ach, so kahl und karg sind nun die Auen.
Aber noch viel mehr ist zu beklagen,
Dass in diesen Tagen
Droht der Schande Qual
Wieder manchem Bösen,
Der sich sollte lösen
Von dem Laster,
dem kann man nie trauen.
Der Mai, der bringt uns wieder Blumen
und auch Laub nach aller Klage
So muss der, der Bosheit wählt, vergehen,
Einsam wird er stehen
Alle seine Tage
In der Schande Ketten,
Keiner kann ihn retten,
Will sein Herz zur Sonne niemals schauen.
14. Walther von der Vogelweide: Weh dir Welt!
Sô wê dir werlt, wie übel dű stêst!
waz dinge dű alz an begeêst,
die von dir sint ze lîdenne ungenaeme!
dű bist vil naâch gar âne scham,
got weiz wol, ich bin dir gram:
din art ist elliu worden widerzaeme.
waz êren hâst uns her behalten?
nieman siht dich fröiden walten,
als man ir doch wilent pflac.
wê dir, wes habent diu milten herze engolten?
fir diu lopt man die argen rîchen.
werlt, dű stêst sô lasterlîchen,
daz ich ez niht betiuten mac.
triuwe und wârheit sint vil gar bescholten,
daz ist ouch aller êren slac.
Nű wachet uns gêt zuo der tac
gegen dem wol angest haben mac
ein ieglich kristen juden unde heiden
wir hân der zeichen vil gesehen
dar an wir sîne kunft wol spehen
als uns diu schrift mit wârheit hât bescheiden
diu sunne hât ir schîn verkêret
untriuwe ir sâmen űz gerêret
allenthalben zuo den wegen
der vater bî dem kinde untriuwe vindet
der bruoder sînem bruoder liuget
geistlich orden in kappen triuget
die uns ze himel solten stegen
gewalt gêt űf reht vor gerihte swindet
wol űf hie ist ze vil gelegen.
Übersetzung:
So weh dir, Welt, Du üble Welt.
Um dich ist's wahrlich schlecht bestellt,
Du gibst uns allen Grund, uns zu beklagen
Du lässt uns bluten gnadenlos,
Gott weiß es längst, mein Zorn ist groß,
Dein Anblick ist ja kaum noch zu ertragen.
Welch Ehre hast du denn behalten?
Wo sieht man Glück und Freud' noch walten,
So wie in mancher guten Zeit?
Wer freudig gibt, der bekommt das niemals vergolten.
Heut' preist man laut den Geiz der Reichen,
Die uns doch ihre Hand nie reichen,
Wenn du sie brauchst, dann blüht nur Streit!
Treue und Wahrheit, die werden gescholten,
Welt, du verbreitest nichts als Leid!
Nun wacht schon auf! Jetzt kommt der Tag,
Der Tag, den jeder fürchten mag,
Wir alle, Christen, Juden und auch Heiden.
Habt Ihr die Zeichen nicht geseh'n,
Nun wird es bald zu Ende geh'n,
Die Schrift hat uns verkündet solche Leiden!
Die Sonne hat den Glanz verloren,
Die Redlichkeit ist längst erfroren,
Bosheit bleckt uns frech entgegen.
Wenn Kinder sich schon gegen Eltern wenden,
Der Bruder selbst beim Bruder lügt,
Sogar die Geistlichkeit betrügt,
Statt uns zu schenken Heil und Segen!
Gewalt regiert, Gerechtigkeit soll enden!
Steht auf! Ihr habt zu lang gelegen!
17. Nachrede (Sachsenspiegel)
16. Wizlaw von Rügen: Geh deinen Weg
Ich warne dich, vil junger man gezarte,
halt milden muot,
Waz dir dâvon heiles geschiht, nu warte,
daz dű bist guot.
Dem valschen râte dű entwîche:
die heiligen enpfân dich algelîche,
dîn schoene sêle in Gotes hôhe rîche.
Ich mahne dich, du junger Mann, so zarte,
Bleib mild und gut.
Geh deinen Weg, was immer dich erwarte,
Bewahr den Mut!
Lass dir nicht falsche Dinge raten,
Bleib stets gerecht bei allen Taten,
Dann öffnet sich des Himmels Garten.