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CD des Monats  Dezember 2012
MAGISTER PETRUS
Vacillantis (Enchiradis)
Magister Petrus "Vacillantis"Die meisten Einspielungen von lateinischer Liedlyrik des Hohen Mittelalters beschränken sich auf die Carmina Burana und da noch einmal auf die absoluten Klassiker von „Bacche bene venies“ übers wohlgetane Kind an der verfluchten Linde bis hin zu „Totus floreo“. Die Musiker von Magister Petrus aus Spanien haben auch ein paar Carmina-Burana-Stücke dabei, diese machen aber gerade etwa ein Drittel des hier eingespielten Repertoires aus. Man sieht dadurch, dass die uns so bekannten „Hits“ in einem breiten Kontext ähnlich gearbeiteter Lieder standen. Und mit noch einer Tradition brechen sie: Irgendwie spiegelt sich ja die Orffsche Lust am Monumentalen in vielen Einspielungen auch der mittelalterlichen Vertonungen der Werke wieder – und wenn es nur die großen Kirchenräume sind, die auch kleine Ensembles orchestral erklingen lassen. Hier wählte man einen anderen Weg. Ausgehend von der Idee, dass die Sangesabende der Scholaren eher im häuslichen Rahmen stattfanden als im Kirchenraum, wählte man auch einen entsprechenden Aufnahmeraum. Das tut nicht nur der Rhythmik gut, auch abgedroschene Nummern wie „Fas et nefas“ kommen einem durch den warmen, direkten Klang plötzlich näher. Schon wegen dieses frischen Klangerlebnisses muss man die CD haben. Auch musikalisch hat Mauricio Molina ganze Arbeit geleistet: Interpretation und Instrumentation wirken stimmig und inspiriert! Ein paar Höhepunkte seien genannt: Walther de Chatillons böse Zeitklage „Ecce torpet probitas“, diesmal nur spärlich begleitet vom Saitenklang, doch dafür umso intensiver; Pedro de Blois' „Olim sudor Herculis“ als Instrumental mit herrlichen Streichern und das frühlingsfrische „Ecce tempus gaudii“. Das Finale „Luto carens“ von Philipp, dem Kanzler, schlägt einen politisch etwas fragwürdigen Bogen von der Flucht der Juden aus Ägypten mit der angestrebten „Befreiung“ des Heiligen Landes durch die Kreuzfahrer. Auch hier wählt Magister Petrus aber einen erfreulich unpathetischen Ton. Mehr als empfehlenswert! (lj)
> Die CD gibt's auf der Website des Ensembles.

CD des Monats  November 2012
ENSEMBLE PEREGRINA
Veiled Desires (Raumklang)
Peregrina "Veiled Desires"„Verschleierte Begierden“, was für ein wunderbarer Titel für ein Album, das das Leben der Nonnen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Da ist zum einen der Trost, der Schutz vor der Welt durch den „himmlischen Bräutigam“ Jesus, der seine Jüngerinnen liebevoll empfängt. Doch selbst  Hildegard von Bingen, die hier den Gottessohn als „sanftesten Geliebten“ (dulcissime amator) preist, wusste, dass der Preis, der „Frucht zu entsagen“, hart war und bat Gott um Stärke, damit die Jungfernschaft gewahrt werden konnte. In einer hier dargeboteten französischen Motette heißt es gar: „Ich spüre die süßen Schmerzen unter meinem Gürtel! Verdammt sei der, der mich zur Nonne machte“. Der Versuchung sind nicht wenige Kleriker doch erlegen, wie das wunderbare Zwiegespräch zwischen Priester und Nonne im „Suavissima nunna“ aus dem 11. Jahrhundert zeigt – ähnlich wie das „Maledicantur thyliae“ aus den Carmina Burana in einer  die Ironie verstärkenden Mischung aus damaligem Deutsch und Latein gedichtet. „Ain beispiel von ainer eptissin“ berichtet dann von einer Klosterchefin, die es so weit trieb, dass sie statt ihrer Haube die Unterwäsche ihres Geliebten über den Kopf zog. Aber auch Missbrauch durch den Geistlichen war im 13. Jahrhundert schon Thema, wie eine weitere Motette aus Paris belegt. Das Repertoire des Ensembles Peregrina gibt also das gesamte Spektrum des Nonnenlebens von spiritueller Sublimation bis hin zum lustvollen oder gewaltsamen Aufbruch christlicher Tabus wieder, wobei die Musiker um Agnieszka Budzínska-Bennet die ganze Bandbreite von meditativer Innerlichkeit bis hin zur fast schon kabarettistischen Übertreibung beherrschen. Die Arrangements sind klug durchdacht und verstärken die Textinhalte treffend. Schön, dass hier die klösterlichen Klänge einmal nicht nur in entrückter Schönheit dargeboten werden, sondern in ihren lebensweltlichen Kontext mit all seinen Widersprüchen gestellt werden. Ein gutes Konzept, das auch durch seine virtuose Umsetzung und klangliche Finesse besticht!
>> Raumklang-Website.
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CD des Monats Oktober 2012
ALLA FRANCESCA & BRIGITTE LESNE
Le Chansonnier du Roi (Outhere)
Alla Francesca ThibautThibaut de Champagne, hierzulande auch als Theobald I. bekannt, war ein Urenkel Eleonores von Aquitanien und damit Nachfahre des ersten Trobadors: Der Gesang war ihm quasi in die Wiege gelegt. Er gilt als einer der erfolgreichsten Trouvères, zumal seine Großmutter Marie de Champagne Größen wie Chrétien de Troyes, Guyot de Provins und Gace Brulé in ihrem Hofkreis vereinte. Der letztere war der große Meister der tieftraurigen Minneklage, sein Einfluss ist in Thibauts Gesängen der Fin'Amors deutlich spürbar, die die CD eröffnen. Thibaut spann die Fäden der großen Alten gekonnt weiter, das machen Alla Francesca gleich zu Beginn in zurückhaltender Interpretation deutlich. Er hatte durchaus aber auch einen Sinn fürs Humorvolle und bedachte die edle Ritterschaft mit frechen Seitenhieben, vor allem, wenn er von deren Verführungsversuchen gegenüber schönen Schäferinnen am Wegesrand singt - dazu fällt einem im deutschen Minnesang Gottfried von Neiffen ein. Die Interpreten erlauben sich zur Illustrierung der Schäferstündchen schon mal perkussive Akzente und komödiantische Einlagen. Von unseren fürstlichen Dichtern kann allenfalls Wizlaw von Rügen dem ähnlich vielseitigen Thibault halbwegs das Wasser reichen. Beide setzen je nach Stoff den Sang melismatisch oder syllabisch und erproben sich in vielen Stoffen und Genres vom Frühlingslied bis hin zur Marienpreisung. Als Dichter und Musikanten mutig und beschlagen, waren beide aber auch als Herrscher ähnlich glücklos und wurden zum Spielball der Großen. Allerdings konnte Thibault zumindest dem Sultan von Kairo Geländegewinne im Heiligen Land abringen. Sein Credo, dass der Weg ins Paradies nur dem Kreuzritter offensteht, hat er auch in Kreuzliedern festgehalten. Zwei davon sind hier zu hören, vor allem das in mönchischer Zweistimmigkeit gesungene„Au tans plein de felonie“ hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck. Zwischen den hochkonzentriert vorgetragenen Liedern sind zur Auflockerung ein paar tänzerische Instrumentals gesetzt. Insgesamt eine anspruchsvolle und anregende Produktion, die uns einen großen Sänger-Dichter in Erinnerung bringt! (lj)
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> Website des Ensembles hier.

CD des Monats September 2012
THEATRUM INSTRUMENTORUM
Carmina Burana (Arts Music)
Theatrum InstrumentorumSeit Carl Orff hat man mit den Carmina Burana etwas Großes und Erhabenes im Sinn, man sieht vor dem geistigen Auge Massen aufmarschieren und in großen Chören den Frühling begrüßen, während sich unaufhörlich das Glücksrad dreht. Auch viele Mittelaltermusiker, obwohl sie sich an den von René Clemencic und Michael Korth einst wieder freigelegten alten Melodien orientieren, bewegen sich (unbewusst) in diesem Rahmen, obwohl viele Lieder ja vom Inhalt her eher einen intimen Vortrag nahelegen würden. Auch das Theatrum Instrumentorum wählt diesen Monumentalcharakter, neben den opulent orchestrierten Arrangements ist es vor allem der Hall – eine große, vielleicht sogar leere Kirche? -, der selbst die dezent-meditativen Momente wie das innige „Veris dulcis in tempore“ ins Grandiose zieht. Die klangschönen Bläserarrangements erstrahlen im Kathedralensound aber wirklich gut, die Sackpfeifen mischen sich herrlich mit Pommern und Schalmeien und dem Schlagwerk, dessen noch spürbare Präzision sich allerdings manchmal im Hall verliert. Davon abgesehen gelingt der achtköpfigen italienischen Gruppe unter Leitung des in 1968 in Jugoslawien geborenen  Aleksandar Sasha Karlic aber wirklich ein beeindruckend farbenfroher Rundumschlag durch die Carmina unter Verwendung des gesamten mittelalterlichen Instrumentariums. Auch die der keltischen Musiktradition abgelauschte Verbindung verschiedener Carmina zu kleinen Medleys passt gut zum spielmännischen Charakter der Stücke. Wobei man allerdings erstmal darauf kommen muss, die todtraurigen Minneklage „Dulce solum“ mit dem feuchtfröhlichen „In Taberna“ zu kombinieren! Aber so ist das Leben ja auch: Lust und Leid liegen dicht beieinander. Alles in allem 70 Minuten großartig gespielte und aufwändig arrangierte Vagantenmusik mit furios-frählichem Finale (Totus floreo/Bache bene venies). (lj)
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CD des Monats August  2012
MUSIKTHEATER DINGO
Es stunt ein frouwe alleine - Der weibliche Blick auf die Minne (Dingo)
Rezension von Florian Hellbach, Berlin
Es stunt ein frouweDas Album "Es stunt ein frouwe alleine" widmet sich Frauenliedern des Hohen Mittelalters. Diese stammen aus der Feder von Frauen wie Blanka von Kastilien, Beatriz de Dia oder im kirchlichen Bereich Hildegard von Bingen und Mechthild von Magdeburg. Oder sie stammen aus dem Werk bekannter Minnesänger wie Neidhart oder Dietmar von Aist,  die in einigen Liedern die Frauenperspektive einnehmen. Das Musiktheater Dingo schafft es, diese alte Musik modern klingen zu lassen. Dabei wird immer auch der Inhalt nachvollziehbar: Wenn alte Sprachen wie Provenzalisch, Latein oder Mittelhochdeutsch erklingen, werden Übersetzungen und Erklärungen musikalisch sinnvoll ins Original eingearbeitet. Das interessante Stück für mich ist "Eleonores Monolog". Im von Susanne Schmidt eindrucksvoll vorgetragenen Text erfährt man aus der Sicht einer Frau,  Eleonore von Aquitanien, wie schwer das Leben an der Seite eines Königs sein  kann. Die historischen Fakten sind gut recherchiert. Musikalisch wurde das altenglische Herbstlied "Miri it is" und die bekannte Klage von Richard Löwenherz geschickt eingearbeitet, sie unterlegen den Text atmosphärisch,  ohne die Aufmerksamkeit vom Eigentlichen abzulenken. Auch der Witz fehlt  nicht, etwa beim Zwiegesang zwischen "Dame Margot et Dame Maroie" über die  Liebe und bei Neidharts spritzigen Mutter-Tochter-Dialogen. Sehr erfrischend  sind auch Lothar Jahns Einlagen auf Saiteninstrumenten wie Cister, Dommel. Oud und Gitarrenlaute (u.a. bei "A chantar", "Amours ou trop"  und "Es stunt ein frouwe").
> Mehr hier.  
> Auftrittstermine und Infos auf der Website vom Musiktheater Dingo.
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CD des Monats Juli  2012
EBERHARD KUMMER
Ulrich von Liechtenstein - das herze mîn ist minne wunt
(Vox medii aevi)
Eberhard Kummer: Ulrich von LiechtensteinUlrich von Liechtenstein ist eine tragische Figur: Sein ganzes Sehnen strebt danach, den Idealen der hohen Minne und edlen Ritterlichkeit wieder zum Durchbruch zu verhelfen. Trotzdem – oder vielleicht auch gerade deshalb, weil er nun mal mindestens ein halbes Jahrhundert zu spät auf die Welt gekommen ist – haben seine Texte oft einen ungewollten Zug ins Parodistische. Trotzdem sollte man den Ritter der Venusfahrten, den Schlürfer des Badewassers der Geliebten, der sich auch nicht zu schade ist, ihr seinen Finger zu opfern, nicht der Lächerlichkeit preisgeben. Eberhard Kummer nähert sich diesem Vorläufer von Don Quichotte mit Zuneigung und Respekt. Deshalb ist ihm auch ein sehr schönes Album gelungen. Vor allem füllt es eine schmerzliche Lücke: Nicht ein einziges Lied Ulrichs ist mit Melodie überliefert. Der Altmeister aus Österreich bietet hier viele Kontrafakturen an, die schlüssig und maßgeschneidert wirken: Herrlich die zupackenden Frühlingslieder „In dem walde süeze döne“ und „Nun schouwet wie des mein zît“ mit Musik aus dem Klosterneuburger Osterspiel und aus der Trouvères-Tradition. Ins Schwarze trifft auch der augenzwinkernde Appell an die Ritterschaft, sich bei den Damen beliebt zu machen, weil das auch im Freundeskreis den Marktwert steigert: „Êren gernde Ritter“ fügt sich wunderbar mit „Iam dulcis“ zusammen. Gelungen ist auch das Lob der Hohen Minne in reinster Form zu einem anonymen Chanson d'amour bei „Wil iemen nâch êren“. Und auch der stets für zum Schluchzen schöne Melodien gute Gace Brulé veredelt Ulrichs Blick in die Frauenherzen bei „Wizzet alle...“ Es wäre zu hoffen, dass diese klugen Kontrafakturen von der Minne-Szene freudig und fleißig nachgesungen werden! Kummer singt es uns jedenfalls mit seinem angenehm sympathischen Bass in bester Artikulation vor, begleitet sich dabei schlicht und schön auf Harfe und Drehleier. Zwei Kontrafakturen sind nicht nach meinem Geschmack: Die Verwendung von solchen „Megahits“ wie dem Palästinalied und Neidharts „Meie dîn“ ist problematisch, da man sie sofort mit dem Originaltext verbindet. In beiden Fällen passen sie auch nicht wirklich zum Ulrich-Text, insbesondere sein Meisterwerk, das hoch-erotische und gleichzeitig wunderbar lyrische„Sumervar...“, hätte eher eine zärtlich-verträumte Melodie gebraucht. Alles in allem aber: Bravo! (lj)
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CD des Monats Juni  2012
HESPÈRION XXI
Mare Nostrum (Alia Vox - Harmonia Mundi) 
Mare nostrumIm letzten Jahr verstarb "die Muse“ des Ensembles Hespèrion XX (jetzt XXI), wie Jordi Savall seine Frau und künstlerische Gefährtin Montserrat Figueras gerne nannte. "Mare nostrum", bei dem sie das letzte Mal mitsang, ist also auch eine Art Vermächtnis. Ein roter Faden des 28 Stücke enthaltenden Doppelalbums ist die sephardische Musik. Diese wurde von den Sephardim, den spanischen Juden, entwickelt, deren Sprache sich auf vom Jiddisch der „ashenasischen“ Juden in deutschen Landen unterschied. Nach Jahrhunderten relativer Toleranz im friedlichen Miteinander der Kulturen und Traditionen wurden die sephardischen Juden zu Beginn der Neuzeit aus Spanien vertrieben. Ihre Lieder nahmen sie mit, sodass sich die sephardische Musik im ganzen Mittelmeerraum verbreitete und über die Jahrhunderte weitergetragen wurde, wobei in die Überlieferung die jeweiligen Traditionen der Gastgeberländer mit einfloss. Um 1930 begannen Forscher diese Schätze der Musik niederzuschreiben. Sie zogen durch die Türkei, Bulgarien und viele andere Länder. Dabei dienten ihnen auch blinde Musiker und Sänger als Quellen, da diese sich besonders gut Melodien einprägen. Auch arabische Musik spielt eine wichtige Rolle bei „Mare nostrum“. Hier erwähnte Jordi Savall ein in Istanbul, dem einstigen Konstantinopel, erhaltenes Noten-Manuskript. Dieses arbeitete er mit dort heimischen Musikern auf, dabei lernte er viel über das ausdifferenziertere morgenländische Tonsystem, dass zwischen Halb- und Ganztönen noch weitere Schritte kennt. Hinzu kommen auch Beispiele aus dem christlichen Raum, z.B. aus den Cantigas de Santa Maria. Die Mischung von Tänzen, Liebesliedern, Schlafliedern und geistlicher Musik stellt die Gemeinsamkeiten und fruchtbaren Begegnungen der unterschiedlichen Kulturen heraus.  (Florian Hellbach)
>> Artikel zur CD-Vorstellung in Berlin.

CD des Monats Mai  2012
NORBERT RODENKIRCHEN
Hameln Anno 1284 - Auf den Spuren des Rattenfängers (Christophorus)
Hameln Anno 1284"Hameln Anno 1284" ist der Titel des Albums, das erstaunlicherweise Musik aus dem gleichen Zeitraum beinhaltet, die vornehmlich an der Ostseeküste entstanden ist. Wieso das denn? Nun, 1284 soll laut Hamelner Überlieferung ein Musikant dortgewesen sein, der die Knaben mit sich genommen hat. Von Ratten ist in den ersten Quellen noch nicht die Rede. Der Grund für den großen Exodus der jungen Generation war wohl ein anderer – wie heute bei der Ost-West- oder Nord-Süd-Wanderung ging es um die Suche nach Arbeit und Brot. Die slawisch besiedelten Gebiete an der Ostsee brauchten dringend Arbeitskräfte – und so wie heute jede gute Werbung mit Musik daher kommt, waren offenbar auch damals Musikanten im Einsatz. Rodenkirchen lässt seinen Rattenfänger dabei vornehmlich Melodien von Wizlaw von Rügen flöten, womit er bei Minnesang.com einen Extrapunkt landet, schließlich ist der immer noch unterbewertete Sänger ein Melodienzauberer der Extraklasse. Hochinspirierte Versionen des Frühlingsliedes „De voghelin“, des sehnsuchtsvollen “Ich han gedacht“ oder des herrlichen Wizlaw-Tageliedes lassen dem Rezensenten das Herz im Leibe springen – liebevoll umspielt Rodenkirchen mit seinen Flöten die vielgestaltigen Melodien, die ihn zu kleinen Improvisationen anspornen, ohne dass sie ihren Ursprung verleugnen. Zu Worte (in Tönen) kommt auch der Magister Ungelarde aus Stralsund, wohl eine Art Lehrer Wizlaws, den dieser laut Jenaer Liederhandschrift um seine unendlich traurige "sehnende Klage" beneidete. Und diese – in weit über die Tonskala ausgreifender Pentatonik – komponierte Melodey ist auch einer der Höhepunkte des Albums.  Auch dem anderen, eher schulmeisterlichen Ungelarde-Ton aus der Kolmarer Liederhandschrift gewinnt Rodenkirchen noch unerwartete Reize ab. In Wizlaws Gesellschaft stellt Rodenkirchen zurecht auch Meister Alexander („der Wilde“ genannt, was aber nicht auf seine Musik zutrifft) und natürlich Frauenlob, der dem "jungen Herrn Wizlaw von Rügen" einst ein Preislied zudachte, und nun wiederum ein besonderer Liebling Rodenkirchens ist (siehe sein gefeiertes Album mit Sabine Lutzenberger). Wenn also am Ostseestrand derart herrliche Melodien erklingen, dann bedarf es gar nicht mehr vieler Worte: Gerne lässt man sich von diesen Klängen in eine bessere Welt führen und schließt sich dem Tross des flötenden "Rattenfängers" an! (lj) 
>> Website Norbert Rodenkirchen, Website Christophorus (Label)

CD des Monats April 2012
THE EARLY FOLK BAND
Northlands. Ballads and Dance Tunes (Ahalani Records)
Early Folk BandIn der Early Folkband haben sich bekannte Musiker der Frühen-Musik-Szene zusammengefunden, um ihre historische Musiziertradition um Folk-Feeling zu bereichern. Dabei sind die Schwedin Miriam Andersén, die wie immer herrlich weltentrückt singt, die Fidel-Virtuosin und Montalbâne-“Chefin“ Susanne Ansorg, das deutsch-englische Musikanten-Paar Gesine Bänfer und Ian Harrison (Les Haulz et les Bas) und der Brite Steven Player, der herrlich auf Zithern und Barockgitarren spielt. Das Album beginnt mit einem achtminütigen Meisterstück, der Ballade „The two sisters“. Die böse Geschichte um das neidische Mädchen, das seine Schwester im Meer ertränkt, um ihr den Liebsten zu stehlen, bis diese ihre schaurige Auferstehung in Gestalt einer singenden Knochenharfe zelebriert, wurde vor allem durch die Pentangle-Version („Cruel Sister“) bekannt. Die Early Folkband verbindet das im Norden weit verbreitete Lied, dessen Melodie um 1700 erstmals gedruckt wurde, mit einer schwedischen Vertonung und Textfassung. Dabei legen die fünf Musiker einen großartigen Spannungsbogen über das gesamte Stück. „King Orfeo“ von den Shetland-Inseln ist eine weitere dieser melancholischen Balladen, bei denen sich Harfenklang mit unendlich melancholischem Gesang verbindet. Aber wer Harrison schon mal live erlebt hat, weiß, dass er vor Energie schier explodieren kann: So gehören zum Repertoire natürlich auch begeisternde Tänze wie der „Dorset four-hand reel“ und „Goddesses“ (aus der Playford-Sammlung) sowie die virtuos explodierende Flötennummer „Berwick lasses & Peckhover walk“. Beim dänischen  "Olof Stangeson" aus dem 16. Jahrhundert kann Susanne Ansorg dann die Kastagnetten aus einem Straßen-Shop in Istanbul effektvoll zur Geltung bringen.  Eine A-cappella-Nummer braucht ein echtes Folkensemble natürlich auch noch: Thomas Ravenscrofts Hymne an Robin Hood gelingt den gut gelaunten Sängern trefflich. Alles in allem eine wunderbare Mischung effektvoll arrangierter Stücke, bei denen immer mal wieder ein Klassiker wie „Jenny pluck pears“ aufblitzt, bis wieder neue Entdeckungen zu machen sind – z.B. zwei Perlen Englands Barock-Meisterkomponisten Henry Purcell. Zum Abschluss gibt es mit „Cuckold come out the amrey“, das mit einem herzergreifenden Sackpfeifen-Intro beginnt, eine Mitmachnummer, die förmlich nach Publikum schreit. Man darf sich also auf die Live-Präsentation des Materials freuen! (lj)
>> CD direkt bestellen bei Minnesang.com für 15 Euro plus 3 Euro Versand. 
>> Website der Early Folk Band, Website
Ahalani-Records.

CD des Monats März 2012
LES DERNIERS TROUVÈRES
Provins... revisitâmes (Des Chansons sur Mesure)
Provins revisitamesDie Derniers Trouvère kehren dorthin zurück, wo sie sich wohlfühlen. Nach Ihrem Album "Provins – La Magnifique" nun also "Provins... revisitâmes". Die geschichtsträchtige Region verdient eine zweite Huldigung. Was die Trouvères machen, ist nicht einfach Neu-Interpretation alter Werke. Zwar fließen Melodien und Texte bekannten Ursprungs mit ein, hier zum Beispiel von Thibault de Champagne, aber die Trouvères machen ihre eigenen Texte und Lieder, in denen sie das wunderbare Erbe des Mittelalters preisen. Geschichten werden erzählt – nein, aus voller Kehle gesungen, mit herrlichem Chorgesang, gefühlvoll gespielen Flöten, fetzigen Sackpfeifen, dezenten Mandora- und Streicherklängen und punktgenauer Perkussion. Und auch, wenn ihre knallbunten Gewandungen eher aus Fantasia stammen und alle Authentiker die Augen verdrehen: Sie haben etwas, das vielen anderen fehlt, nämlich einen eigenen, unverkennbaren Stil. Dem verdankt die Gruppe um Paradiesvogel und Goldstimmchen Marie Milliflore, den hochmusikalischen Roland Deniaud, dem Geschichtenerzähler Florian Lacour und den warmherzig-humorvollen Sänger François Bourcheix (Teilnehmer beim Europäischen Minnesängerstreit 2009 in Braunschweig) ihren Erfolg. Diesmal widmen sie sich mit all ihrer Liebe z.B. dem Heiligen Thibault de Provins, der wie Elisabeth und Franz von Assisi die Armen um sich scharte, sie antworten dessen Namensvetter, dem Minnesänger Thibault de Champagne, auf ein Lied, in dem er sich wie ein gefangenes Einhorn fühlt. Auch ein Kreuzlied Thibaults kontern sie mit der Sichtweise der Sarazenen. Sie feiern Chrétien de Troyes und Abaelard, sie preisen mittelalterliche Gärten und Märkte. Und am Ende wissen sie genau, was sie mit ihrem Leben tun müssen: Singen, singen, singen! Hoffentlich noch lang... (lj)

CD des Monats Februar 2012
CLEMENCIC CONSORT
Jagd nach Liebe (Oehms Classics)
Clemencic Jagd nach LiebeDer Jäger bricht auf , um ein edles Wild zu erlegen. Mit dabei sind seine Hunde "Herz", "Freude", "Wille", "Wonne", "Trost" und "Treue" - so schilderte um 1340 der Donauländische Dichter Hadamar von Laber den Ausgangspunkt seiner ausgedehnten Minne-Allegorie. Vor einigen Jahren hat sich Altmeister René Clemencic gemeinsam mit dem epen-geschulten Bariton Eberhard Kummer, dessen Nibelungen-Lied-Interpretation dem Kenner noch gut im Ohr ist,  daran gemacht,  dieses Werk wieder zum Klingen zu bringen. Die CD ist eine Live-Aufnahme aus dem Runtigersaal in Regensburg. Die Tonqualiät geht in Ordnung, allein die unvermeidlichen Huster stören von Zeit zu Zeit.  Aus der "Jagd" werden vier Ausschnitte dargeboten, darunter der Anfang und der Schluss. Reizvoll ist dabei der stimmliche Kontrast zwischen dem sonoren Gesang Kummers und dem hellen Kontratenor Markus Forster.  Als Grundmelodie wurde der Titurelton genommen,  der Strophenbau legt das auf den ersten Blick nahe. Der rhythmisch sehr freie Gesang der beiden Solisten zur dezenten und doch sehr raffinierten Begleitung von Harfe und Drehleier Eberhard Kummers übt trotz der dauernder Wiederholung des Tones einen magischen Sog aus. An dieser Melodie kann man sich einfach nicht satthören! Trotzdem gibt es sinnvolle musikalische Exkurse zu Zeitgenossen wie dem Mönchen von Salzburg, Gherardellus de Florenttia und zu diversen anonymen Liedern, die alle die Jagd-Thematik variieren. Die köstliche Falkenlied-Parodie des Mönchen, bei der eine Trappgans den geliebten Falken wegfängt, dient als humoristischer Gegenpol zur Herzensschwere Hadamars. Unbedingt erwähnt werden muss als vierter Musiker des hochinspirierten Quartetts Esmail Vasseghi, der schon als Perkussionist glänzt, vor allem aber dem Hackbrett herrliche Klänge entlockt. Alles in allem besticht die CD durch Originalität und das gut durchgearbeitete Konzept des verdienten Pioniers der musikalischen Mittelalter-Erkundung. Dank an René Clemencic für dieses ganz besondere Album! (lj)

CD des Monats Januar 2012
LEONES
Neidhart - A Minnesinger and his "Vale Of Tears" (Naxos)
Neidhart, LeonesDas Ziel dieser Einspielung ist es, Neidhart zurückzuführen in den Kreis der höfischen Sänger. Bei der Analyse der Melodien des frühen Frankfurter Neidhart-Fragmentes entdeckte Leones-Leiter Marc Lewon einen sensiblen Dichter und Komponisten, der sich nicht ganz so begierig in den Strudel bäuerlicher Tanzvergnügungen hineinziehen lässt, wie es die griffigen Melodien der späteren Überlieferung suggerieren. Doch keine Angst, es ist alles da: Natureingang und Minneklage münden immer wieder in böse Händel mit dummdreisten Dörpern, die dem Ritter drohen, weil sie ihm die Huld der Damen missgönnen. Und obwohl Lewon und Els Janssens-Vanmunster gesanglich ebenso zurückhaltend agieren wie die oft nur hingetupfte Begleitung als Gegenpol zu brachial-bäurischer Maienzeit-Marktmucke, blitzt noch genug Humor und Hintersinn auf. Dieser wird verstärkt durch raffinierte kleinen Suiten von Baptiste Romain und Lewon, die bruchstückhaft bekannte Neidhart-Melodien aus anderen Handschriften aufblitzen lassen. Der entscheidende Unterschied wird deutlich beim direkten Vergleich mit dem eingefügten Lied des „Tugendhaften Schreibers“ aus dem Dunstkreis des Landgrafen Hermann I., ihm dichtet man ja eine Teilnahme am legendären Sängerkrieg an. Sein „Guoten wib wol üch der eren“ verströmt demutsvoll Edelmut zu Konrads Wintermelodey aus der Jenaer Handschrift,  doch eine großartige, fast zehnminütige A-cappella-Version von „Ich claghe de bluomen“ weist voller Bitternis über unerwiderte Liebe, bäuerliche Rücksichtslosigkeit und höfische Raffgier den konventionellen Widersacher in die Schranken. Das von Marc Lewon anrührend gesungene und begleitete Frau-Welt-Abschiedslied „Allez daz den sumer“ setzt dann den resignativen Schlusspunkt, dem das Ensemble mit Walthers „Vil wol gelopter got“ und Adam le Halles „Je muir, je muir“ einen etwas versöhnlicheren Ausklang beifügt. Kein Zweifel: Neidhart wird mit dieser Einspielung noch tiefer ins Reuental hineingezogen. Er rückt uns dadurch aber menschlich näher – als ein Mann, der viel Leid erlitten hat, der aber durch geschliffenen Spott in Sprache und Musik seinen Weg gefunden hat, dem Schicksal zu trotzen. (lj)
> Alle Liedtexte finden sich hier.
> Neidhart in der Bibliothek der Minnesänger.
> Magisterarbeit von Marc Lewon zum Frankfurter Neidhart-Fragment.


CD des Monats Dezember 2011
CHRISTOFFEL CONSORT
Minnesang – Schweizer Liebeslieder aus dem Mittelalter (Zytglogge)
Christoffel ConsortDass sich einer mal näher mit den Schweizer Minnersängern auseinandersetzt, war lang schon überfällig. Christoph Mächler alias „Christoffel vom Hengstacker“ mit seinem Christoffel Consort ist auch genau der richtige Mann dafür, vertrat er sein Land doch schon beim ersten Europäischen Minnesänger-Wettstreit 2009 in Braunschweig. Drei Sängerdichter sind es, die im Mittelpunkt dieser CD stehen, alle haben es auch in die Manesse-Handschrift geschafft: Werner von Homberg (1272 – 1320), Otto zum Turm (Anfang 14. Jh.) und Albrecht Marschall von Rapperswill (ca. 1290 – ca. 1314). Alle drei also recht späte Vertreter der Gattung! Trotzdem ist leider keiner von ihnen mit Notation überliefert; also muss zum Mittel der Kontrafaktur gegriffen werden. Erfreulicherweise werden dabei nicht die tausendmal heruntergenudelten Melodien der Klassiker des Minnesangs genommen, sondern eher unbekannte Töne von Frauenlob, Regenbogen, dem Mönchen von Salzburg oder Neidhart. Nur ein „Hit“ des Minnesangs findet sich wieder, Wizlaw von Rügens „Loibere rîsen“, die Melodie ziert aber auch Werner von Hohenbergs Minnepreisung prächtig. Otto zum Turms Stück „froet iuch (der vil lieben zît)“, das Christoph Möchler schon für die CD „Falken, Lerchen, Nachtigallen“ (Heckenreiter, 2008) eingesungen und -gespielt hatte, ist hier in einer interessanten Interpretationsvariante zu hören, die das Lied etwas ruhiger angeht. Überhaupt ist insgesamt zu spüren, dass die Umsetzung der Lieder inzwischen etwas mehr in die historisch-authentische Richtung zielt. Dies unterstützt vor allem das sehr intuitive Harfenspiel von Chiara Pedrazzetti und der wie immer grandiose Flöten-Virtuose Peter Immanuel Krafft von Dulamans Vröudenton. Nur manchmal geht noch der Jazzer mit dem in vielen Genres erprobten Vollblut-Musiker Christoph Mächler durch, was dem ganzen ebenso ie der kehlige Gesang mit Schweizer Akzent ein unverwechselbare erfrischende Note gibt. Zwischen den spannenden und neuartigen Neuvertonungen der Schweizer Helden gibt es zur Entspannung schöne Versionen der altbekannten italienischen Klassiker aus der British Library. (lj)

CD des Monats November 2011
UNICORN
Frolich, zärtlich, lieplich - Oswald von Wolkenstein (Raumklang)
Unicorn FrolichDas Ensemble Unicorn ist wie kein anderes in der Lage, aus einem mittelalterlich inspiriertem Instrumentarium Klangfarben in symphonischer Vielfalt hervorzulocken. Ensemble-Leiter Michael Posch schafft mit Arrangements von äußerster Finesse, aber auch mittels klug durchdachter und streng durchgearbeiteter Dynamik und Agogik Meisterwerke der Interpretation früher Musik. Diesmal gilt sein Augenmerk der Musik Oswald von Wolkensteins. Auch hier wieder ist der Einsatz der Instrumente großartig, hinzu kommt aber viel vokaler Glanz. Vor allem Oswaldsche Mehrstimmigkeit entfaltet sich: Alles ist in Fluss und Entwicklung, blüht auf und nimmt sich zurück im beglückten Musizieren. Dafür sorgt ein hochkarätiges fünfköpfiges Sängerensemble, das sich Oswalds Harmonien und dem Musiziergeist Michael Poschs hingibt. Besonders im rhythmisch vertrackten Lied von „gút geboren edelmann“ werden die Möglichkeiten der brillanten Gesangsbesetzung voll ausgespielt, herrlich gelingt den Sängern auch „Des himmels trone“. Eine Stimme aber sticht, wie schon beim Unicorn-Album „Minnesang in Südtirol“, deutlich heraus: Hermann Oswald! Es ist nicht nur die Farbe seines herrlichen Tenors, die stets die Sahnehaube auf den Wohlklang setzt. Es ist vor allem seine stets am Inhalt der Texte orientierte Ausdrucksstärke, in Verbindung mit einer Artikulation, die so deutlich ausfällt, das man die Texte nach dem Gehör mitschreiben könnte! Gleich zu Anfang gelingt ihm mit dem Klassiker „Vil lieber grüsse süsse“ ein echter Knaller, was vom groovigen, höchst originellen Arrangement unterstützt wird, bei dem sich die instrumentale Vielfalt über einem hypnotisch treibenden Maultrommel-Beat (!) entfaltet. Nach einem mit 20 Stücken randvollen Album begleitet der begnadete Sänger-Entertainer Oswald (nomen est omen!) die Hörer auch mit einer fulminanten „Vasennacht“-Finale ins heutige Leben, in das man gar nicht zurückkehren möchte. Eine CD, die bei jedem Hören neue Entdeckungen möglich macht! In diesem kraftvollen Meisterwerk stört nur ein kleiner Wermutstropfen: das „froleich geschrai“ der Sopranistin Agnes Boll  fällt eher spitz und hysterisch als fröhlich aus - ein irritierender Moment, der zum Glück nach einer Strophe vorbei ist! (lj)
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CD des Monats Oktober 2011
MINNESANGS FRÜHLING
Richard Löwenherz  (Verlag der Spielleute)
Minnesangs FrühlingNach der hervorragenden Debüt-CD „Ich zôch mir einen falken“ mit den vielen deutsch-provenzalischen Liedvergleichen und dem 2. Album ums Nibelungenlied legt Knud Seckel unter dem Markenzeichen „Minnesangs Frühling“ nun sein drittes Album vor, diesmal wieder in größerer Besetzung. Fünf Musiker sind nun im Ensemble, neben Seckel seine Frau Susanne (Flöte, Gesang), die Harfenistin Britta Wengeler, der versierte Perkussionist Frank Dieckmann und mit Stefan Blickhan (bekannt auch von Poeta Magica) ein Virtuose auf Cister und Bouzouki, dem vor allem der arabische Stil liegt. Er macht alle Stücke mit orientalischem Einschlag zum Genuss! Außerdem sind mit Brigitta Jaroschek und Daniele Heiderich (Gesang) von den Irrlichtern und Claudia Heidl (Portativ) vom Musiktheater Dingo noch drei Damen geladen, um dem englischen König mit der Krönungshymne „Redit etas aurea“ die Ehre zu erweisen. Seckels Gesamtkonzept greift weit zurück: Es setzt ein am Hofe von Richards Urgroßvater Wilhelm IX. von Aquitannien mit der Entstehung des Sanges von der Fin Amors  noch vor 1100. Es folgen mit Bertran de Born und Peire Vidal weitere Beispiele der hohen Trobadorkunst, in die der Herzog von Aquitanien und spätere englische König hineinwuchs. Der Krönungspracht folgt dann der Aufbruch gen Jerusalem; die beiden Lieder um den Zwiespalt zwischen Minnedienst und Kampfeslust sind die Höhepunkte des Albums: zum einen Friedrich von Hausens Abschiedsgesang „Min herze und mîn lîp“ in einer wunderbaren Vertonung des Chastelain de Couci, dann mit „Ahi Amors“ der zupackende „Hit“ fast jedes Seckel-Konzertes. Natürlich ist auch der herzergreifende Klagegesang Richards, der auf Burg Trifels entstanden sein soll, zu hören; er wird geschickt gekontert mit einem Sangesgruß seines „Gefängniswärters“ Kaisers Heinrich VI.! Angesichts der unsterblichen wunderbaren Melodie von „Ja nus hons pris“ ist es höchst bedauerlich, dass Richards zweites überliefertes Gedicht ohne Ton daherkommt: Seckel rezitiert den Originaltext zur Harfe und legt darüber einen Simultandolmetscher, der zudem noch schwierig zu verstehen ist. Hier hilft nur der Griff zum Booklet. Am Schluss trumpft das Album aber noch einmal auf: Die Version des englischen Herbstliedes „Miri it is“ besticht der rhythmische Prägnanz mit fast schon rockigem Feeling. Dann durchleidet man bei der elegischen Totenklage "Fortz causa es" die Qualen der Zeitgenossen und Freunde. Es folgt Guilhem Figueiras böse Anklage „D'un sirventes far“ gegen die Sünden der römischen Kurie, die Richard trotz seiner Kreuzfahrer-Verdienste einfach fallenließ. Diese Nummer setzt prägnant und böse ein Ausrufungszeichen ans Ende!  Aber Achtung: Die CD nicht zu früh abstellen, dem Schluss folgt noch ein Hidden-Track im morgenländischen Flair.  (lj)
>> Website des Ensembles hier.

> CD bestellen bei für 15 Euro plus 3 Euro Versand www.minnesang.com.

CD des Monats September 2011
BELLADONNA
Chanterai d'aquestz trobadors (Talanton)

Belladonna ChanteraiDeutsche Einspielungen des Trobador-Gesangs sind rar gesät, denn diese Musik fordert genaue Kenntnisse der Sprache und Diktion dieser großartigen Kultur. Das internationale Frauentrio Belladonna besteht aus Absolventinnen der Schola Cantorum Basiliens, die ihren Lebensmittelpunkt in Kanada, Schweden und Deutschland haben, aber zu Konzerten und Tourneen immer wieder zusammenfinden. Die drei verfügen über das nötige Wissen, die jahrelange Erfahrung und die Intuition, um sich der schweren Aufgabe zu stellen. Auf dem neuen Label Talanton (einem Ableger von „Raumklang“) wird nun eine Live-Aufnahme des Ensembles vom Freyburger Festival Montalbane 2006 vorgestellt. Temperamentvoll und rhythmusbetont preisen die drei Damen mit dem Titelstück zu Beginn mit Peire d'Alvergne die Kunst der okzitanischen Meister. Harfenklang und eine der unendlich traurigen Tonfolgen, die den Trobadorgesang zur nie versiegenden Quelle des bittersüßen Schwelgens für alle unglücklich Liebenden gemacht haben, markieren den Beginn des Hauptteils des Konzertes. Dieser ist mit „Liebesfreud und Liebesleid“ nicht ganz richtig überschrieben: Die Liebesfreuden sind ja nur als ferne Ahnung im Leiden an der unstillbaren Sehnsucht präsent. Sängerin Miriam Andersén gibt sich ganz in diese schmerzvolle Welt hinein. Die Melodien werden mit Wärme und Einfühlung interpretiert, ohne die vokalen Manierismen späterer Epochen, aber auch ohne die nüchterne Klarheit einer allein am reinen Ton interessierten Aufführungspraxis. Die Begleitung durch Rebecca Bain und  Susanne Ansorg auf ihren Fideln, Miriam Anderséns Harfe und dezenter Percussion umspielt die Melodien und Bordune, ist aber in ihrer vermeintlichen Einfachheit stets klug durchdacht und wirkungsvoll. Auffällig ist, dass die Hits des Genres umgangen werden: kein Lerchenlied, kein „Lanquand li jorne“, noch nicht mal ein Vaqueiras. Und von der Comtessa de Dia statt „A chantar“ das nicht minder wirkungsvolle „Estat ai...“. Das Programm endet auch nicht mit der Hochphase der Fin Amors, es reflektiert mit religiös-politischen Liedern die Hinwendung der Trobadors zu den Katharern und die Vertreibung der Sänger ins Exil nach den Albigenserkriegen. Gerade wegen dieses begrüßenswerten Anspruchs vermisst man schmerzlich ein Booklet mit Texten und Übersetzungen, um tiefer in die Materie einzusteigen. Hier verspricht die Plattenfirma noch Informationen auf www.talanton.de, die hoffentlich bald bereitstehen. Ansonsten: ein hochambitioniertes und rundweg gelungenes Album, das neugierig auf weitere Talanton-Veröffentlichungen macht! 
> Ensemble-Website auf My Space


CD des Monats August  2011
STUDIO DER FRÜHEN MUSIK THOMAS BINKLEY
Troubadours, Trouvères, Minstrels (Warner Classics)

Binkley TrobadorsWarner Classics bringt die Minne-Klassiker zurück in den Handel: Thomas Binkleys bahnbrechende LPs "Minnesang und Spruchdichtung" (1966), "Troubadours" (1970) und "Trouvères" (1974) wurden ja von der Teldec bereits 1996 auf einer Doppel-CD zusammengefasst. Die neue Edition bleibt bei der Ordnung von damals, ersetzt nur das Manesse-Bild durch ein aufwändigeres Cover. Dieses Album gehört in die Sammlung jedes Minnesang-Liebhabers: Es bietet zum einen mit der stilsicheren Auswahl die einzig wirklich gültige Best-Of-Compilation der drei Varianten der Fin Amors in altprovenzalischer, anglonormannischer und mittelhochdeutscher Sprache. Von Ventadorns Lerchenlied über Walthers und Neidharts Meisterwerke bis hin zu den anrührenden Trouvère-Stücken von Gace Brule und  Gillebert de Berneville! Dessen ganz schlichtes, aber unglaublich wirkungsvolles "De moi doleros vos chant" über einen Menschen, der die Liebe nie kennenlernen durfte, ist ein ergreifender Höhepunkt der Sammlung. Ansonsten merkt man, wie viele Musiker durch Binkleys Interpretationen inspiriert wurden: Der Swing aus Ougenweides "Gerhart Atze" ist bereits hier angelegt; mit dem durch D-Bordun in die Mollsphäre geholten "Under der linden" und dem durch Vereinheitlichung der Vorzeichen harmonisch geglätteten Wizlaw-Lied "Loibere risen" wurden Standards geschaffen, die von Angelo Branduardi bis hin zu Estampie oder Faun übernommen wurden.  Die Wizlaw-von-Rügen-Nummer ist übrigens in ihrer friedlich-meditativen Stimmung ein weiteres Glanzlicht des Doppel-Albums. Schön auch, dass mit dem hochartifiziellen Sangspruch "Ich  warne dich, vil junger man, gezarte" eine ganz andere Seite des vielseitigen Komponisten Wizlaw gezeigt wird. Kunstvoll auch Frauenlobs "Es waent ein narrenwise": Der von sich selbst begeisterte Meister wird dabei mit leichter Ironie bedacht. Richtig witzig und zupackend wird es beim Unverzagten und seinem Spottlied auf "Kuninc Rodolp", der seine Musiker nicht bezahlen wollte. Binkleys Anspruch, die mittelalterliche Musik nicht nur historisierend mit Ehrfurcht darzubieten, sondern ihr neues Leben zu schenken, zieht sich durch alle drei LPs. Sie kann auch heute noch Wegweiser und Inspiration sein! (lj)
> Die Doppel-CD kann für 20 Euro plus 3 Euro Versand hier bestellt werden.

CD des Monats Juli  2011
ENSEMBLE FÜR FRÜHE MUSIK AUGSBURG
Amours et Desirs (Christophorus)

Amours et DesirsEin weiteres Meisterwerk des Augsburger Ensembles wurde im Juni mit neuem Cover wieder auf den Markt gebracht: "Amours et Desirs". Die Trouvères sind die Erben der Trobadors, der Vorreiter des Minnesangs. Der Unterschied zu den erstgenannten, die um 1100 in Aquitanien den Hohen Sang an die unerreichbare, ferne Dame zu Höfischen Kultur machten, ist zum einen die Sprache. Das im Norden Frankreichs gesungene Anglonormannisch ist dem heutigen Franzöisch viel näher als der altprovenzalische Gesang der Troubadoure. Insgesamt hört man auch auf dieser CD eine größere Eingängigkeit und Leichtigkeit heraus als bei den tieftraurigen Trobadors, was auch durch die häufiger auftretende Verwendung von Refrains dokumentiert wird, die die übliche Versform der Kanzone erweitern. Die Interpretation des Augsburger Ensembles ist erneut großartig, vor allem die beiden sich wunderbar ergänzenden Männerstimmen und die stilvollen Arrangements machen das Album zum Genuss. Dass die Trouvères aber auch richtig traurig sein konnten, beweist Blondel des Nesles "L'amour dont sui espris", in seiner schlüssigen Interpretation der Höhepunkt des Albums. Die Melodie ist ja auch als Vertonung des Carmina-Burana-Textes "Procurans odium" bekannt, die Augsburger holten sich für die Begleitung Anregungen bei der klerikalen Parallelüberlieferung und machten doch ein zu Herzen gehendes Minne-Meisterwerk daraus. Empfehlenswert!
> CD bestellen bei für 15 Euro plus 3 Euro Versand www.minnesang.com.
> Website: www.e-f-f-m-a.de

CD des Monats Juni 2011
PEREGRINA
"Crux" (Glossa)


PeregrinaIhr letztes Album "Filia Praeclara" mit Gesängen aus dem 13. und 14. Jahrhundert, wie sie einst in den polnischen Klarissenklöstern gesungen wurde, eroberte zurecht den Klassik-Echo für die beste A-cappella-Einspielung (2009). Das Frauenensemble aus der Schweiz besticht durch Klarheit, Klangschönheit und Spiritualität. Nun folgt mit "Crux" ein Werk mit Ostermusik der selben Zeit, diesmal vorwiegend aus Paris. Also nicht ganz so fernab vom Fokus der Kenner und Liebhaber mittelalterlicher Musik! Trotzdem ist die Suche nach wenig erforschtem Terrain eine der Haupttriebfedern der drei engagierten Musikerinnen. Bei der Interpretation bemüht man sich um Quellentreue, ohne dabei die klangliche Balance aus dem Auge zu verlieren. Agnieska Budzinska-Bennett hat die Auferstehungs-Gesänge und Estampien der Notre-Dame-Schule, darunter auch einige Werke von „Philipp dem Kanzler“, stimmig und stimmungsvoll arrangiert. Herrliche Stimmen, mal solo, dann wieder gemeinsam, mal eindringlich einstimmig, dann wieder raffiniert polyphon - die Liebhaber sakraler Klänge kommen voll auf ihre Kosten! Ergänzt wird der makellose Vokalklang durch die herrlich gespielte Fidel Baptiste Romains. Peregrina sind in diesem Jahr auch beim Montalbane-Festival zu erleben, und zwar am 19.6. um 15 Uhr in der Stadtkirche St. Marien in Freyburg/Unstrut. Das sollte man sich nicht entgehen lassen!
>Website: www.peregrina.ch


CD des Monats Mai 2011
POETA MAGICA
"Edda Vol. 2" (Poeta Magica)

edda2Auf diese CD hatte man lange warten müssen: Poeta Magica versprachen schon lange eine Fortsetzung ihres Meisterwerkes um die „Edda“, bisher der Höhepunkt des Schaffens des Ensembles zwischen Mittelalter, Weltmusik und nordischer Tradition. Eigentlich sollte das Album „Spoken Edda“ angekündigt – gut, dass der unpassende Anglizismus aufgegeben wurde, zumal ja beileibe nicht nur gesprochen wird! Weiterhin sollte laut Ankündigungen von Poeta Magica ja eigentlich der bereits 2006 verstorbene Star-Sprecher Achim Höppner (Gandalf beim Film „Herrn der Ringe“) zu hören sein. Er hatte vor Jahren auf Anregung von Rafael Arroyo einige Teile der „Edda“ eingesprochen, die Poeta Magica ursprünglich verwenden wollten. Dies wurde der Gruppe vom Rechteinhaber jedoch nicht gestattet Statt Höppner spricht nun Rainer Hildebrand, bekannt als „Haduwolff“ und Gründer der „Ars Militia“. Auch er versteht es, mit sonorer Stimme Atmosphäre zu zaubern. Doch weit mehr Aufmerksamkeit erzeugt der Kölner Professor Dr. Ulrich Mehler, ein Urgestein der universitären Mittelalterszene, der lange mit den  legendären Sequentia zusammenarbeitete, die ja auch einst die „Edda“ im Repertoire hatten. Er erzählt die Geschichten aus der altnordischen Sammlung so ungezwungen und frisch, als wäre er selbst dabei gewesen. Dabei setzt er einen Gegenpol zur drückenden Schicksalsschwere, die diesen Sagenkreis durchströmt. Obwohl die Musik, die neben schwedischen Traditionals Kompositionen von Holger Funke und Boris Koller enthält, eher schwermütig und sphärisch die Fäden aus dem 1. Album orchestral fortspinnt, sorgt Mehlers Erzälerpersönlichkeit für eine erfreuliche Erdung. Ein Hörbuch der besonderen Sorte, nicht nur für Freunde der nordischen Götterwelt!
>Website: www.poetamagica.de

CD des Monats April 2011
PAUL HOFHAIMER CONSORT SALZBURG "Mönch von Salzburg" (Arte Nova)

Moench von Salzburg HofhaimerDer Mönch von Salzburg war kein Kind von Traurigkeit: Einer breiteren Öffentlichkeit ist er durch die umwerfend komische Falkenlied-Parodie bekannt (die hier leider fehlt), dazu die auch auf diesem Album schwungvoll dargebotenen Klassiker „dy trumpet“, das Rosenlied und den Martinskanon. Also eher Derbes mit deutlich erotischem Unterton, und auch die Musik führt mit Bevorzugung der großen Terz aus der mittelalterlichen Melancholie heraus. Allenfalls kennt man dann noch das Weihnachtslied „Joseph, lieber Joseph“, dabei bieten seine geistlichen Werke ein weit breiteres Spektrum! Dem Paul-Hofheimer-Consort aus der Heimatstadt des Mönchen ist zu danken, dass man hier eine gute Stunde lang Musik des Mönchen in alle ihrer Vielschichtigkeit hören kann. Die an der Binkley-Schule orientierte Interpretation bietet klug durchdachte, farbige Arrangements, in deren kultivierte Klangschönheit ab und zu auch mal ein frecherer Ton hereinfallen kann – hier ist vor allem der Tenor Michael Seywald zu loben, der auch die künstlerische Leitung des Ensembles hat. Beim breiten Schaffen des Mönchen und der guten Überlieferungslage bleibt das  Album gezwungenermaßen nur ein Querschnitt. Schmerzlich vermisst wird neben dem Falken auch das derb-erotische „Kühhorn“ und die Elisabeth-von-Thüringen-Preisung „Gaude Syon“. Trotzdem bislang die umfassendste CD-Präsentation des Werkes des Mönchen in überzeugender Umsetzung! Wer eine Alternative bzw. sinnvolle Ergänzung haben möchte, sollte sich die 2008 neu aufgelegte CD „Mönch von Salzburg“ der Gruppe Bärengässlin besorgen, mit schlichteren Arrangements und eher folkigem Gesang.  (lj)
> CD bestellen bei für 15 Euro plus 3 Euro Versand www.minnesang.com.
> Website: Paul Hofhaimer Consort


CD des Monats März 2011
TRIPHONIA "Mia Yrmana Fremosa - Medieval woman's songs of love and pain" (Challenge Records)
Triphonia "Mia Yrmana Fremosa" CDMittelalterliche Frauenlieder von Liebe und Qual - Triphonia sind mit wahrem Samnmlereifer ans Werk gegangen und bieten einen breiten Querschnitt durchs Genre. Er beginnt mit den herrlichen Cantigas aus Vigo, reicht über parodistisch Eingefärbtes wie Etienne de Meaux'  Anklage an den kaltherzigen Ehemann und Neidharts Mutter-Tochter-Dialoge bis hin zu diversen Liedern der Gottesminne.   Das Frauen-Trio besteht aus der rührigen Berliner Welt-Musikerin Gaby Bultmann,  der versierten Flötistin Leila Schoeneich (Fontana di Trevi) und der Binkley-Schülerin Armanda Simmons als Zentrum des Ensembles. Der Einfluss des unvergessenen Meisters vom Studio der Frühen Musik ist noch deutlich spürbar - die drei Musikerinnen bringen das vielfältige Material stilsicher und trotzdem mit Finesse und Sinn für unerwartete Wendungen auf CD. Mal einstimmig, dann wieder in ausgeklügelten Chören in mittelalterlicher Satztechnik gesungen! Puristinnen könnten beklagen, dass Trobairitz, ja weibliche Dichterinnen insgesamt fehlen: Beatriz de Dias "A chantar" als Vorzeige-Minnelied weiblicher Urheberschaft wird diesmal nicht präsentiert, allein bei anonymen Stücken wie eineigen Chansons de toile und der herrlich interpretierten Carmina-Burana-Nummer "Ich was ein chint" über den zudringlichen Kerl an der Linde ist eine Frauenhand denkbar. In der Interpretation der vitalen Damen aus Berlin, die noch deutlich von der "historisch-authentischen" Musizierweise getragen werden, ist jedoch genug weibliches Knowhow vorhanden, um die Frauensicht der Liebe, die auch manchem mittelalterlichen Dichter vertraut war, sicher zur Geltung zu bringen. Danke schließlich auch für das Booklet mit allen Liedtexten, Übersetzungen und Hintergundinformationen! (lj)
> Website von Leila Schoeneich
und Gaby Bultmann.

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CD des Jahres 2012
LEONES
Neidhart - A Minnesinger and his "Vale Of Tears" (Naxos)
Neidhart, LeonesMarc Lewon und seine Leones fügen bei dieser Einspielung der frühesten Melodienüberlieferung Neidharts (Frankfurter Fragment)  der umfangreichen Neidhart-Rezeption die fehlende Nuance hinzu. Im öffentlichen Bewusstsein ist der Minnesänger, der auf satirische Weise den Niedergang des Adels und den Aufstieg des Bauerntums in den Blick nahm, durch viele grobschlächtige Interpretationen selber als eine Art Dörper präsent. Dass der Mann ein höchst kunstfertiger Poet und Sänger von sensiblem Gemüt war, fällt dabei unter den Tisch. Diese Einspielung führt Neidhart in die höfische Tafelrunde zurück! Schon dafür gebührt die Auszeichnung als CD des Jahres. Marc Lewon ist aber zusätzlich für sein großes musikalisches Engagement für die Musik des hohen und späten Mitttelalters zu ehren, denn auf vielen bemerkenswerten CDs der letzten Zeit (Glogauer Liederbuch, Peregrina, La Bella Mandorla, Les Flamboyants, Unicorn) ist er zu hören.  (lj)
> Die Original-CD-Kritik findet sich hier.
> Neidhart in der Bibliothek der Minnesänger.
> Magisterarbeit von Marc Lewon zum Frankfurter Neidhart-Fragment.

CD des Jahres 2011

Oni Wytars "Mediterraneum" (Sony Music)
Oni Wytars MediterraneumKeine Frage, das ist sie: Die CD des Jahres 2011 aus der Sparte mittelalterlicher, minniglicher, meisterhafter Musik! Das Mittelmeer galt im Mittelalter als Mittelpunkt der bewohnten Welt, die Musik des Mitttelmeerraums kommt also aus der Mitte des Seins. Oni Wytars nehmen das als Auftrag und nähern sich der Überlieferung nicht akademisch, sondern spirituell: also sozusagen meditativ-mediterran. Marco Ambrosini, Katharina Dustmann, Peter Rabanser, Michael Posch und die beeindruckende Vokalistin Belinda Sykes sind nicht nur brillante Musiker, sondern selber auch "mittendrin": an vielen Orten mit offenen Ohren dabei, immer bereit für gemeinsames Musizieren, das Einatmen von Impulsen, Spieltechniken, Melodien, Skalen und Klangcharakteristika. Deshalb gelingt der Grenzgang zwischen Orient und Okzident, zwischen akribischer Recherche und spontaner Improvisation, ohne dass daraus - wie bei vielen anderen Ensembles - ein beliebiges Allerlei wird. Als Fixpunkte in den manchmal ungewohnten Klangwelten dienen Klassiker des Ensembles wie "Jalla man", der gute alte Saltarello und "Stella splendens" - letzteres in einer 8-Minuten-Version von berückender, ja beglückender Intensität! Die jahrelange Beschäftigung mit Melodien hilft den Musikern, zu Tiefenschichten vorzudringen, die andere nicht erreichen können. Gleichzeitig erlebt man Momente der Vertrautheit, bis man wieder bereit ist, Neues zu entdecken. Ein weiterer Beweis für die Meisterschaft des Weltklasse-Ensembles, das den Mittelpunkt zeitgemäßer Mittelalter-Interpretation trifft! (lj)
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> Website des Ensembles hier.

NOCH MEHR TIPPS:

TRISKILIAN
Neo (Alive)
Triskilian: NeoTriskilian erfinden sich mit jeder CD neu: Klangen sie beim Debütalbum „Triskilian“ noch rau und ungeschliffen wie frisch vom Mittelalter-Markt, so glaubte man sie bei „Werltenklanc“ exakt am Schnittpunkt zwischen Mittelalter, Weltmusik und Folk verorten zu können. Mit „Do durch der werlde“ legten sie dann ein fast schon klassisches Mittelaltermusik-Album hin, das auch Oni Wytars oder Unicorn zur Ehre gereicht hätte. Doch beim von Mystik durchwehten „Birkenhain“ dominierten plötzlich die Liedermacher-Elemente. Und nun also mit „Neo“ nichts weniger als ein Pop-Album, bei dem auch Computerdrums und Electrobässe grooven dürfen: „transmedial beatz“ ist der Untertitel, den Jule Bauer und Dirk Kilian diesem Album zurecht gegeben haben. Mit dem Soundbastler Jost Pogrzeba haben Triskilian einen idealen Partner gefunden, der ihre Musik auf verblüffende Weise ergänzt und bereichert, ohne ihren Markenkern zu zerstören. Ein Motto findet sich auch auf dem Plattencover: „Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche“. In diesem Sinne können dann auch sephardische Lieder wie das von Jule hinreißend gesungene „Avrix mi galanica“ in ein treibendes Klanggewand gehüllt werden. Tatsächlich, aber das weiß man ja längst von vielen Kollegen der „mittelalternativen“ Szene, passen Drehleier, Nyckelharpa und Cister ganz vorzüglich zu Electrobeats und Rockrhythmen. Neben den schon erwähnten sephardischen Liedern (auch das wunderbare „La rosa enflorece“ ist dabei) stammt das traditionelle Material aus Mazedonien und Bulgarien, hinzu kommen wieder eigene Lieder aus der Feder von Dirk Kilian, von denen besonders der programmatische Opener „Vielfalt“ besticht, der ein Plädoyer für Mut und Toleranz darstellt. Freunde des Mittelalters werden ganz am Ende noch mit einem Bonustrack belohnt: Ein Remix von Hildegard von Bingens „Viridissima“, bei denen die ostinaten Beats in einem spannenden Kontrast zum engelhaft schwebenden Gesang stehen, der vom Harfenklang umschmeichelt wird.  (lj)
>> Zur Triskilian-Website.


LES HAULZ ET LES BAS
Ad Modum Tubae (Talanton)

Les HaulzDas nun bei Talanton im edlen Digipack erschienene Album gab es schon einige Zeit beim Museums-Shop der Neuenburg in limitierter Auflage mit einfachem Pappcover. Schon im Juli 2010 kürte Minnesang.com das Album zur CD des Monats! Die Musik, die "Les Haulz et les Bas" beim furiosen Eröffnungskonzert des Montalbâne-Festivals 2009 darboten, hat aber eine größere Verbreitung und eine edlere Edition verdient. Insofern besteht also Grund zur Freude, dass diese großartige Live-Aufnahme nun auch auf diese Weise präsentiert wird. Nachempfunden wird hier die Musik der "Alta Capella", also Musik, die vor allem der städtischen Repräsentation diente. Da kam es auf Lautstärke und Glanz an, aber auch auf Virtuosität, denn schließlich wollten wichtige Ereignisse feierlich begangen sein und auch die Musik war ein Aushängeschild. Die hier vorgestellten Beispiele reichen vom archaischen Quintklang bis hin zum fast schon symphonischen Arrangement. Denn die international formierten Blasmusiker um das charismatische Musikerpaar Ian Harrison und Gesine Bänfer, ergänzt um die hervorragende Percussion des Lokalmatoren Michael Metzler, beschränken sich natürlich nicht nur auf die repräsentative Pflicht. Als Kür kommt eine unbändige Spielfreude hinzu, ja, eine wahre Lust am Experimentieren mit dem musikalischen Material, die das Freyburger Publikum geradezu von den Kirchenbänken fegte. Die CD gibt diese Stimmung auch klanglich hervorragend wieder! (lj)

IOCULATORES/JÖRG PEUKERT
Der erlauchte Fürst (Talanton)

IoculatoresZwar gibt der „Erlauchte Fürst“ Heinrich  von Meißen – nicht zu verwechseln mit seinem später lebenden Namensvetter, der auch "Frauenlob" genannt wurde und hier mit einer Estampie eine kleine Hommage bekommt – dem Album seinen Namen. Doch die ausgewählten Werke dieser CD, die im Zusammenhang mit einer Ausstellung zur höfischen Kultur in Zeiten des Naumburger Meisters entstandt, stehen in Bezug zur ganzen Pracht der Thüringer und Meißner Herrscher und Mäzene im 13. Jahrhundert. Allen voran der vielgepriesene Landgraf Hermann I.! Die Musikbeiträge wechseln ab mit Textrezitationen von Jörg Peukert – spannden ist der Kontrast der Stimmen: Auf der einen Seite Sänger Robert Weinkauf mit seinem oft elegischen, hohen Tenor, auf der anderen Seite der Sprecher mit seinem unnachahmlich markantem Tonfall. Er lässt den Meißner Herren hochleben mit Preisungen Reinmars von Zweter und Konrads von Würzburg, er gibt auch einem minniglichen Dichtversuch des "Erlauchten" höchtselbst Raum. Darüber hinaus erzählt er in den Worten der „Dürigischen Chronik“ vom Sängerkrieg auf der Wartburg und lässt zu Beginn und zum Ende der CD den Tannhäuser mit Sangsprüchen zu Wort kommen. Dieser konnte ja  entgegen Richard Wagners Schilderungen als Kleinkind ja noch nicht am Sängerkrieg selbst teilnehmen! Was die Musik angeht: Wer alle CDs der Ioculatores besitzt, hat schon alles im Schrank. Mit einer nicht ganz unwichtigen Ausnahme: „Staeter dienest“, des Tanhäusers Parodie auf die Ideale der Hohen Minne, war ja immer ein Höhepunkt bei den Konzerten des Ensembles! Höchste Zeit, dass diese Umsetzung des Stückes, die vernünftigerweise die satirischen Elemente des Liedes um eine unmäßiger Herrin betont, endlich auf CD kam.  Alles in allem also trotz des Wiederholungsfaktors eine gelungene Produktion, die auch als Gesamtwerk überzeugt. (lj)

AYRAGON
Mit guenstlichem Herzen (Selbstverlag)
 
CD Cover AyragonAyragon sind am ehesten von allen heutigen Bands die Erben von 70er-Jahre-Bands wie Fiedel Michel (auch Ayragon fiedeln herrlich) und den frühen Ougenweide (vor der Elektrifizierung). Nicht nur die Verbindung von alt und neu, auch der Einsatz des Glockenspiels und die rhythmische Prägnanz erinnern an Frank Wulff & Co. So gibt es mit Neidharts "Mayenzeit" eine Coverversion mit Kanon und zweiter Stimme im Satz der Alt-Heroen und der gesamte erste Teil von "Amoroso" besteht aus Ougenweides "Pferdesegen". Bei den Merseburger Zaubersprüchen haben sie dagegen eine originelle Neuvertonung im Programm. Ansonsten widmen sie sich vor allem Oswald von Wolkenstein, dessen Klassiker klangschön und rhythmisch aufgepeppt dargeboten werden. Lockerleichter Minne-Folk mit Flöten und Frauenstimmen! (lj)
> Website: www.ayragon.de


ENSEMBLE NU:N
Salutare (Raumklang)

CD Cover Nu:nDas Ensemble Nu:n knüpft da an, wo Jan Garbarek mit dem Hilliard-Ensemble vor Jahren seinen Meilenstein setzte: Improvisation zu sakralen mittelalterlichen Klängen. Nur dass hier keine Herren singen, sondern mit Rebecca Bain und Katherine Hill zwei inspirierte Damen, und dass zum Saxophon sich auch noch eine E-Gitarre gesellt. Bei allem Respekt für den Altmeister, die Hilliards und ihre Pioniertat, mit etwas Abstand klingt die interkulturelle anachronistische Begegnung etwas zu glattgeputzt, der Wohlklang tendiert manchmal erschreckend in Richtung New-Age-Meditation. Bei Nu:n ist das nicht der Fall, man merkt den Respekt vor dem Erbe, gesungen wird klar und hell, aber auch inspiriert und selbstversunken. Das Saxophon Gert Anklams weckt natürlich immer wieder die Erinnerung an Garbarek, verschließt sich aber auch nicht der Düsternis des Daseins. Das beste an dieser klanglich über alle Kritik erhabenen Produktion ist aber die Gitarre Falk Zenkers, der mit klarem Ton Melodietupfer durch die Kirche schweben lässt, aber auch geschickt mit Echo-Effekten und Loops jongliert, um sich dann wieder zurückzunehmen und den herrlichen Stimmen ihren Raum zu lassen und sie mit angejazzten Akkorden zu umschmeicheln. Das Ausgangszaterial sind Melodien Hildegard von Bingens, gregorianische Choräle, sowie Liturgisches aus dem alten Frankreich. Das anspruchsvollste Werk mit fast 11 Minuten Länge steht gleich am Anfang, eine improvisatorische Antwort auf die hochkomplexe Vierstimmigkeit Perotins mit ihren tastenden Figurinen über einer endlos gedehnten Choralmelodie. Die schwere Aufgabe wird mit Fantasie und klanglicher Finesse gelöst! Alles in allem ein wirklich originelles Album, das als Bonus sogar noch ein stimmungsvolles Konzertvideo mit dem „Benedicamus Domino“ aus dem Codex Engelberg bietet.
> Website: www.ensemblenun.com



CD DES MONATS Februar 2011
 Capella Antiqua Bambergensis "Klang der Staufer" (CAB-Rec.)

Capella Antiqua "Klang der Staufer"Die Capella Antiqua Bambergensis verspricht auf dem neuen Album nichts weniger als den "Klang der Staufer". Das verwendete Material greift allerdings den gesamten Bestand mittelalterlicher Musik von der Frühphase bis hin zur nachstaufischen Ära auf. Von den Cantigas über Sephardischisches bis hin zum beliebten Saltarello zeigen die Spindlers auf dem gesamten mittelalterlichen Instrumentarium, was sie zu bieten haben, rhythmisch unterstützt durch die stets hochpräzise Nora Thiele. Schön auch, dass sich die bewährten Musikanten hervorragende gesangliche Unterstützung suchten! Allen voran die stimmlich, aber auch an der Harfe bezaubernde Arianna Savall-Figueras, die ihr genetisches Potential als Tochter zweier Weltklasse-Musiker (Jordi Savall und Montserrat Figueras) voll ausspielt. Aber auch Christine Maria Rembeck überzeugt mit klarem Sopran bei geistlichen Klängen von Wipo von Burgund über Hildegard von Bingen bis hin zum Llibre Vermell. Petter Udland Johansen interpretiert in musiktheatalisch geschulter Diktion die Auszüge aus dem Nibelungenlied, die die lange Eingangssequenz der CD bestimmen, in der Trier-Alsfelder Melodie statt im üblichen Hildebrandston. Das gibt dem bekannten Text eine frische Farbe! Gelungen sind auch die ins Nibelungenlied eingeschobenen kurzen Instrumentalteile, die der Ermüdung des Zuhörers entgegenwirken. So könnte eine wirkungsvolle Vorführung des Epos im höfischen Rahmen tatsächlich geklungen haben! Alles in allem eine bunte und inspirierte Sammlung mittelalterlicher Musik mit meditativ-sakralem Abschluss, die allerdings den selbstgesteckten Rahmen zeitlich, geografisch und thematisch sprengt. So kann das Ziel, den spezifischen "Klang der Staufer" einzufangen, nicht erreicht werden, zumal der Minnesang, die omnipräsente Kunstform der Staufer-Ära, merkwürdigerweise völlig fehlt. Wenn man über dieses Manko hinwegsieht, hat man jedoch eine wunderbare Kollektion mittelalterlicher Glanzstücke. Absolutes Highlight ist das sechsminütige Savall-Johansen-Duett mit der 10. Cantiga, das trifft mitten ins Herz!  (lj)
> Website: Capella Antiqua

CD DES MONATS Januar 2011
Oni Wytars "Mediterraneum" (Sony Music)
Oni Wytars MediterraneumDas Mittelmeer galt im Mittelalter als Mittelpunkt der bewohnten Welt, die Musik des Mitttelmeerraums kommt also aus der Mitte des Seins. Oni Wytars nehmen das als Auftrag und nähern sich der Überlieferung nicht akademisch, sondern spirituell: also sozusagen meditativ-mediterran. Marco Ambrosini, Katharina Dustmann, Peter Rabanser, Michael Posch und die beeindruckende Vokalistin Belinda Sykes sind nicht nur brillante Musiker, sondern selber auch "mittendrin": an vielen Orten mit offenen Ohren dabei, immer bereit für gemeinsames Musizieren, das Einatmen von Impulsen, Spieltechniken, Melodien, Skalen und Klangcharakteristika. Deshalb gelingt der Grenzgang zwischen Orient und Okzident, zwischen akribischer Recherche und spontaner Improvisation, ohne dass daraus - wie bei vielen anderen Ensembles - ein beliebiges Allerlei wird. Als Fixpunkte in den manchmal ungewohnten Klangwelten dienen Klassiker des Ensembles wie "Jalla man", der gute alte Saltarello und "Stella splendens" - letzteres in einer 8-Minuten-Version von berückender, ja beglückender Intensität! Die jahrelange Beschäftigung mit Melodien hilft den Musikern, zu Tiefenschichten vorzudringen, die andere nicht erreichen können. Gleichzeitig erlebt man Momente der Vertrautheit, bis man wieder bereit ist, Neues zu entdecken. Ein weiterer Beweis für die Meisterschaft des Weltklasse-Ensembles, das den Mittelpunkt zeitgemäßer Mittelalter-Interpretation trifft! (lj)
> Website des Ensembles hier.

CD DES JAHRES 2010
Ougenweide: "Herzsprung" (Große Freiheit/Bureau B)
Ougenweide Herzsprung CDZum 40-jährigen Bühnenjubiläum von Ougenweide erschien im März 2011 das erste Studio-Album der unbestrittenen Pioniere des Mittelalter-Rocks nach eineinhalb Jahrzehnten.  Im Mittelpunkt des Albums stehen dezente und hoch inspirierte Vertonungen von Texten, deren literarisches Spektrum vom frühen Mittelalter bis zur Romantik reicht.  Die Veröffentlichung des Albums wurde überschattet durch den Tod von Ougenweide-Gründer Frank Wulff, dessen musikalische Handschrift das Album von der ersten bis zur letzten Note prägt. So wurde das Album, das sich qualitativ problemlos mit den gefeierten Werken der Frühphase wie "Ohrenschmaus" und "All die weil ich mag" messen kann, auch zu seinem Vermächtnis. Ougenweide bewiesen aber auf Konzerten in Hamburg, Bonn und Fulda, dass sie in Frank Wulffs Geist weitermusizieren können und diese wunderbare Musik auch live großartig funktioniert. Die heutige Mittelaltermusik-Szene huldigte Ougenweide mit einem Tributkonzert im Juni auf Burg Falkenstein, einem "Ouwe" mit großer Besetzung beim Festival Mediaval im September in Selb sowie den beiden Alben "Tribut an Ougenweide" und "Merseburger Zaubersprüche".

Angesichts der Veröffentlichung des Albums schrieb Minnesang.com im Februar 2010 folgende Rezension:

Im Gegensatz zum Vorgängeralbum "Sol", das in synthetischen Klängen geradezu badete, hat man sich bei "Herzsprung"  Natur pur verordnet. Zum Klingen kommen Instrumente, die die Gebrüder Wulff aus aller Herren Länder nach Hamburg ins heimische O-Ton-Studio gebracht haben. So erklingen in trauter Eintracht Tritonshörner, Launedda, Duar, Koto, Monochord und manch andere exotische (oder historische) Köstlichkeit. Ougenweide gelingt es, aus einer deutlich gereiften Perspektive an die Siebziger anzuknüpfen. Mechthild von Magedeburgs "Dy minne", die brillante Merseburger Zauberspruch-Vertonung "Phol ende Uuodan" und "Der welsche Tanz" klingen ganz wie in den besten Tagen. Allerdings ist an die Stelle der jugendlichen Unbefangenheit von einst die Klangsensibilität eines an Musik und Erfahrung reichen Lebens getreten! Die Arrangements sind über Jahre gewachsen und wurden mit Liebe zum kleinsten Detail ausgearbeitet. Neben dem von Olaf Casalich beseelt und rhythmisch zupackend gesungenen Pferdezauber "Phol ende Uuodan", über dem ein herrlicher fünfminütiger Spannungsbogen liegt, gibt es ein weiteres Meisterstück: Sabine Maria Reiß interpretiert geradezu entrückt das tieftraurige "Ich sachs eins mals", in dem sich die Liebessehnsucht des Glogauer Liederbuches mit den Schmerzen aus Blues und Klezmer verbinden. Die Band, die Vorbild für die gesamte Mittelaltermusikszene ist, beschließt ihr Album augenzwinkernd mit einem einminütigen Epilog vom Kaliber "Merseburger Spieluhr". Ein reifes Werk von abgeklärten Musikern, die wissen, worauf es im Leben ankommt - vergleichbar nur noch mit den aktuellen Produktionen von Sting oder Peter Gabriel! (lj) 
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